Wer in den Rekord-Sommern vor der Corona-Pandemie auf der Suche nach einer einsamen Bucht war, der hatte es nicht leicht. Schnell bekam man den Eindruck, dass nicht nur zu Land, sondern auch zu Wasser vielerorts Überfüllung herrschte: An schönen Sommertagen ankern die Freizeitkapitäne von Yachten. Eine von der Hafenbehörde beim Küstenforschungsinstituts SOCIB in Auftrag gegebene Studie hat nun beziffert, wie viele Anker- und Liegeplätze auf den Balearen tatsächlich benötigt werden - und wo die Grenzen überschritten werden, die der Umwelt schaden können.

Wie das balearische Verkehrsministerium am Wochenende in einer Pressemitteilung ausführte, gibt es laut der Studie auf den Inseln rund 30.000 Freizeitboote. Ihnen stehen etwa 22.000 Liegeplätze rund um die Küsten zur Verfügung. Da den Beobachtungen zufolge an einem Tag maximaler Nutzung höchstens 12.000 Freizeitboote in etwa gleichzeitig ausfahren - das sind 40 Prozent aller Boote -, sei es nicht notwendig, mehr Liegeplätze zu schaffen, heißt es seitens des Verkehrsministeriums. Statt weitere Bojenfelder und Anlegestellen einzurichten, sei es sinnvoller, dass sich die Boote besser über die Küsten

verteilen.

Dass theoretisch genug Platz für alle vorhanden ist, zeigen die neuen Datensätze der Hafenbehörde deutlich. Aktuell gibt es in den balearischen Gewässern demnach 343 Gebiete, in denen das Ankern oder Anlegen erlaubt ist, wobei nur 39 von ihnen durch Bojen deutlich gekennzeichnet sind. An vielen anderen Stellen ist das Ankern komplett untersagt, sei es, weil Badegäste gefährdet werden könnten, oder weil das unter Schutz stehende Neptungras am Meeresgrund von den Ankern zerstört werden kann. Man wolle nun daran arbeiten, die Ankergebiete besser zu kennzeichnen, um Überfüllungen der Hotspots zu vermeiden, heißt es im Verkehrsministerium.

Ähnlich gestalte sich die Situation in den Häfen. Auch hier sehen Verkehrsministerium und Hafenbehörde anhand der neuen SOCIB-Studie keinen Anlass, weitere Liegeplätze zu schaffen oder, wie vermehrt von Yachtliebhabern gefordert, gar neue Sporthäfen zu bauen. Immerhin gebe es bereits rund 24.191 Möglichkeiten auf den Balearen, Boote in einem Hafen sicher zu vertäuen - das mache etwa fünf Prozent aller Liegeplätze im gesamten Mittelmeer aus.

Dass es nicht selten dennoch zu Gedrängel in den Hafenbecken kommt, will zwar auch bei den Behörden niemand bestreiten. Knackpunkt sei allerdings auch hier die Koordination, so Verkehrsminister Marc Pons. Er ermahnte dazu, den Hafenverkehr so zu managen, dass die bestehenden Kapazitäten auch bestmöglich ausgenutzt werden können.

Helfen soll ein neuer Verwaltungsplan, der auf der Grundlage der eingeholten Daten ausgearbeitet wird und voraussichtlich im Herbst 202 in kraft tritt. Ziel ist es, innerhalb der kommenden 15 Jahre Liegeplätze für weitere Freizeitboote bereitzustellen, ohne die bestehenden Häfen zu erweitern.