Die Orangensorte Canoneta, die fast ausschließlich im Tal von Sóller angebaut wird, gilt auch über Mallorca hinaus als besonders schmackhaft und aromatisch. Nun ist ein Streit um das Patent der Canoneta ausgebrochen. Die Associació de Varietats Locals (Vereinigung lokaler Vielfalt) hat Einspruch beim Amt der Europäischen Union für Geistiges Eigentum (EUIPO) eingelegt, weil das Unternehmen Fet a Sóller die Canoneta europaweit als Marke registrieren will. "Fet a Sóller"-Gründer Franz Kraus dagegen kann den Ärger nicht verstehen. Er sieht die Registrierung vielmehr als "Geschenk" seiner Firma an die mallorquinische Gesellschaft.

Wie Kraus der MZ auf Nachfrage berichtet, habe er bereits 2015 beantragt, die Canoneta spanienweit als existierende Orangensorte einzutragen. "Sie war bisher in keinster Weise geschützt, obwohl die Balearen-Regierung das eigentlich schon seit 1998 vorhatte", so der deutsche Unternehmer aus Sóller, der europaweit seine Produkte aus Sóller vertreibt. Mehrmals sei er darauf aufmerksam geworden, dass Dritte - auf dem spanischen Festland und in Nordeuropa - den Namen Canoneta benutzt hätten, um ihre Produkte aufzupeppen. "Dabei haben die vermutlich nie eine echte Canoneta aus Sóller in der Hand gehabt", so Kraus. Um solches Vorgehen künftig zu verhindern, engagierte er sich dafür, die Sorte rechtlich zu schützen.

2018 erhielt Fet a Sóller das Markenrecht auf nationaler Ebene, übergab es Kraus zufolge aber an das balearische Landwirtschaftsministerium. 2019 nahm dieses die Frucht endlich in das Register der lokalen Obst- und Gemüsesorten auf. Um die Canoneta auch europaweit vor der Verwendung Dritter zu schützen, begann Fet a Sóller das gleiche Prozedere 2019 auch auf europäischer Ebene. Auch hier habe die Firma nicht die Absicht, das Markenrecht allein zu nutzen, sondern wolle es an die Balearen-Regierung weitergeben, um die Vermarktung der Canoneta in Sóller allgemein zu schützen. "Dass die Associació de Varietats Locals nun versucht, dagegen vorzugehen, ohne uns zu informieren, ist eine Unverschämtheit", schimpft Franz Kraus. "Sie agieren, um ein Geschenk abzulehnen." Immerhin habe der bürokratische Aufwand das Unternehmen gut 3.000 Euro gekostet.

Bei der Associació de Varietats Locals hingegen kritisiert man, dass die Marke denselben Namen wie die Sorte haben soll und fürchtet Nachteile für die örtlichen Landwirte, die die Canoneta anbauen und vertreiben. Franz Kraus hält dagegen. "Gerade sie sollen davon profitieren." Letztlich freut sich Kraus, dass die Diskussion die Canoneta noch ein bischen berühmter macht. "Endlich bekommt diese hässliche, aber sehr leckere Orangensorte die Aufmerksamkeit, die ihr zusteht." /somo