"Ich bin gefesselt." Das waren die letzten Worte, die Angehörige von Antonio Llabrés Mayrata vor dessen mysteriösen Verschwinden in Binissalem auf Mallorca gehört hatten. Allerdings machten sie sich im August über diese Worte zunächst keine Sorgen. Sehr wahrscheinlich war das ein Fehler. Mit einem großen Aufgebot suchte die Guardia Civil in der vergangenen Woche nach der Leiche des Vermissten. Der Mann, der statt Llabrés in dessen Haus wohnte, wurde wegen Mordverdacht festgenommen - er stand in der Vergangenheit schon wegen drei ähnlicher Gewaltverbrechen in Verdacht - musste aber nach der ergebnislosen Spurensuche wieder freigelassen werden.

Bei dem Vermissten handelt es sich um den 46-jährigen Llabrés. Im August hatte er seiner Mutter mitgeteilt, dass er für eine Weile nach Ibiza ziehen würde. Die Mutter erzählte die Nachricht in der Familie weiter, sodass ein ein anderer Verwandter bei Llabrés anrief. Allerdings ging der inzwischen Vermisste nicht selbst ans Telefon, sondern ein anderer Mann, der das Telefon an Llabrés weiterreichte. Dieser sagte dann nur den Satz "Ich bin gefesselt", was man in der Familie für einen schlechten Scherz hielt, auch als danach die Verbindung abgebrochen wurde und weitere Anrufe unbeantwortet blieben.

Als Freunde und Verwandte dann längere Zeit nichts von Llabrés hörten, schauten sie auf dessen Finca in Camí de Biniagual bei Binissalem nach dem Rechten, wo sie Juan Torres Serra antrafen. Dieser zeigte ihnen ein Schriftstück, das von Llabrés unterschrieben war und ihn zum Bewohnen des Hauses für drei Jahre berechtigte. Llabrés sei nach Ibiza gegangen, er habe keinen Kontakt zu ihm.

Als die Angehörigen diese merkwürdige Geschichte der Polizei erzählten, schrillten dort sämtliche Alarmglocken. Torres war auf Ibiza bereits dreimal in ähnliche Fälle verwickelt, bei dem jeweils Menschen verschwanden, in dessen Unterkünften Torres dann wohnte. Da die Vermissten oder deren Leichen niemals gefunden wurden, konnten die Fälle auch nicht aufgeklärt werden. Bei den übrigen Vermissten handelte es sich um Antonio Ferrer, der 1997 auf Ibiza verschwand. Ein Jahr später verschwand auch der Deutsche Thomas Egner, von dem seit 1998 jede Spur fehlt. Seit 2007 wird Francisco López vermisst. Die letzten beiden hinterließen ähnliche Schriftstücke wie das nun von Torres vorgezeigte.

Die Guardia Civil durchkämmte daraufhin drei Tage lang jeden Winkel der Finca in Binissalem. Sie setze dabei auch Bagger und Spürhunde ein, konnte allerdings keine Spuren finden. Am Freitag (4.12.) musste die Polizei Torres schließlich freilassen. Dieser kehrte daraufhin zurück in das Haus des Vermissten. Von der Polizei verabschiedete er sich mit den Worten: "Sie haben ja den Schlüssel. Kommen Sie jederzeit vorbei. Fröhliche Weihnachten!" /tg