Das sonnige Wetter und die strengen Corona, die kaum andere Aktivitäten zulassen, haben am Wochenende wieder einmal für einen Ansturm auf die Serra de Tramuntana auf Mallorca gesorgt. Tausende Ausflügler nutzten die beiden schönen Tage, um zu wandern, zu klettern oder etwa im Salt des Freu und dem anschließenden Torrent de Coanegra zu schluchteln. Der einfache und kurze Weg zu dem spektakulären Wasserfall, der von der Straße Bunyola-Orient abgeht, glich zeitweise einem Pilgerweg.

Die Polizei musste am Sonntag (17.1.) in Bunyola die Straße in Richtung Alaró sperren. Dutzende Autofahrer standen zu dieser Zeit dort schon im Stau, viele kamen erst gar nicht an ihrem Ziel an. Die Polizei stellte Strafzettel für Autofahrer aus, die ihre Fahrzeuge am Straßenrand geparkt hatten und so den Verkehr behinderten.

Ein ähnliches Bild bot sich an den Ses Fonts Ufanes bei Campanet, wo nach längeren Regenfällen Quellen aus dem Boden sprudeln. Dort wurde die Zufahrt zwar nicht gesperrt, wie vielfach kolportiert wurde, doch die Guardia Civil musste angefordert werden, um die Autoschlangen zu regeln.

Vielerorts missachteten Menschen im Freien die Anordnung der Balearen-Regierung, sich nur noch mit Mitgliedern des eigenen Hausstandes zu treffen. Laut der Online-Zeitung "Crónica Balear" verhängte die Ortspolizei von Bunyola am Picknickplatz Caubet 18 Anzeigen gegen Ausflügler, die sich mit anderen Familien getroffen hatten. Mehr als 60 Personen waren zu diesem Zeitpunkt an dem Grillplatz anwesend, lediglich vier Gruppen setzten sich aus Mitgliedern einer Familie zusammen. Masken wurden kaum getragen, Abstände nicht eingehalten. Die Polizei sperrte schließlich den Picknickplatz, weil während des Einsatzes immer mehr Familien ankamen.

Auch die Wege rund um den Puig de Galatzó sowie der Aufstieg zum Leuchtturm in Port de Sóllerwaren stark bevölkert, auch dort wurden vielfach Abstände nicht eingehalten, aber auch keine Masken getragen. Auf den Zufahrtsstraßen in die Serra de Tramuntana kam es wiederholt zu längeren Staus.

Manch einer wagte sich an größere Herausforderungen, so wie vier Wanderer, die durch den Torrent de Mortitx bei Pollença liefen. Gegen 16 Uhr rief die Gruppe die Rettungsleitstelle an, weil sie völlig entkräftet waren. Die Bergrettungseinheit GREIM der Guardia Civil setzte sich mit einem Hubschrauber in Bewegung und brachte die vier Ausflügler an Bord wieder zu ihrem Auto. Medizinische Hilfe war nicht nötig.

Deutlich dramatischer war ein Einsatz wenige Stunden später am verschneiten Puig de Massanella. Eine 17-Jährige rief die Retter zu Hilfe, weil sie ihre Mutter vermisste. Die beiden waren zu einer Wanderung in der Gegend des zweithöchsten Gipfels der Tramuntana aufgebrochen, hatten sich im Verlauf der Tour aber getrennt. Die Tochter erreichte vor Einbruch der Dunkelheit das Auto, die Mutter aber tauchte nicht auf.

Auch hier kamen die GREIM-Helfer zum Einsatz, die mit dem Hubschrauber die Gegend ein ums andere Mal abflogen und erst fünf Stunden später die entkräftete Frau fanden. Sie zeigte bereits erste Erfrierungserscheinungen. Das Wetter hatte am Abend umgeschlagen, es begann zu schneien, die Temperaturen sanken in den Minusbereich und Wind kam auf. Die Wetterbedingungen erschwerten zusätzlich die Suche in der völligen Dunkelheit nach der Frau. /jk