Die Sorge auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln angesichts einer drohenden zweiten verlorenen Tourismus-Saison wegen der Corona-Pandemie wächst. Die Gesundheitsministerin der Inseln, Patricia Gómez, hat beim Treffen ihrer Amtskollegen mit dem spanischen Gesundheitsminister Salvador Illa am Mittwoch (20.1.) gefordert, touristische Gebiete bei der Impfkampagne zu bevorzugen. Laut Medienberichten sagte Gómez, dass die Regionen priorisiert werden sollten, "die am meisten Bruttoinlandsprodukt eingebüßt haben und wirtschaftlich am stärksten von der Pandemie betroffen sind". Die Regionen, die vom Tourismus lebten, sollten deshalb möglichst vor dem Sommer großflächig durchgeimpft sein.

Sobald mehr Impfstoff verfügbar sei, müssten die derzeitigen Kriterien geändert werden, forderte Gómez. Momentan kommt es vor allem darauf an, welchen Prozentsatz an älteren Menschen und Pflegekräften jede Autonome Region aufweist. Auf dieser Grundlage werden die Impfdosen verteilt. Die Balearen schneiden hier schlechter ab als andere Regionen mit vergleichbarer Einwohnerzahl. Die Bevölkerung ist jünger als im spanischen Durchschnitt, und es gibt weniger Angestellte im Gesundheitswesen.

Gomez' Forderungen finden in der Tourismusbranche auf Mallorca Unterstützung. Die Hoteliersvereinigungen FEHM und ACH hatten bereits zuvor gefordert, das Impftempo deutlich zu steigern. In einer Stellungnahme kritisierte die Präsidentin der FEHM, Maria Frontera, die Worte des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, der erklärt hatte, dass man "Ende des Sommers" erst mit einer Herdenimmunität von 70 Prozent geimpfter Bevölkerung in Spanien rechne. Dann sei das Land auch bereit, wieder Urlauber zu empfangen.

Die touristische Saison auf Mallorca wäre damit allerdings zum Großteil verloren, was bei den Hoteliers für Unmut und Verzweiflung sorgt. Maria Frontera forderte den Präsidenten auf, seine Worte mit mehr Bedacht zu wählen. Sánchez solle daran arbeiten, "die Impfungen zu beschleunigen und alle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Kurve der Neuinfektionen zu senken". Zusätzlich solle er an einer besseren Koordination mit den Autonomen Regionen arbeiten und den Tourismussektor besser unterstützen.

Es brauche ein "Rettungspaket" für die Branche, das darüber hinausgehen müsse, die Kurzarbeiterregelung ERTE bis Ende Mai zu verlängern. So müsse endlich die Steuern- und Abgabenlast gesenkt werden, die Institutionen dürften sich nicht hinter verwaltungstechnischen Schwierigkeiten verstecken, um derartige Maßnahmen zu verweigern.

Um die Impfungen auf den Balearen so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, schlagen die Hoteliersvereinigungen von Palma de Mallorca sowie der Playa de Palma vor, in Hotels zu impfen. Man werde Häuser zur Verfügung stellen, so es nötig sein solle, sagte Javier Vich, der Präsident der Hoteliersvereinigung Palma de Mallorca. Ziel müsse sein, 70 Prozent der Bevölkerung auf Mallorca bis zum 30. April zu impfen. Dafür müssten vom 25. Januar bis zum 9. Februar täglich 10.000 Menschen geimpft werden, und ab dem 11. Februar pro Tag 20.000 Impfdosen gesetzt werden. /jk

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