Plastik aus Deutschland, Italien, Nordafrika und Südfrankreich gelangt tagtäglich an die Küste des Nationalparks Cabreraim Süden von Mallorca. Der balearische Umweltminister Miquel Mir sprach bei einem Besuch vor Ort am Donnerstag (28.1.) von "einer der größten Bedrohungen für unsere marinen Ökosysteme".

Der balearische Nationalpark beteiligt sich als eines von elf Meeresschutzgebieten im Mittelmeer an der Initiative "Plástic Busters". Das europäische Projekt zielt darauf ab, die Auswirkungen des Mülls zu untersuchen und durch den Kampf gegen Abfall im Meer die Artenvielfalt zu erhalten.

Im Rahmen der Forschungsarbeit wird der Müll genau klassifiziert, der an den drei im Projekt berücksichtigten Stränden von Cabrera (el Burrí, n'Enciola und els Palangrers) angeschwemmt wird: Die Mitarbeiter des Parks und freiwillige Helfer haben dort 385,73 Kilo Abfälle gesammelt, 93,8 Prozent davon sind Plastikmüll. Diese Zahl lässt eine Vorstellung davon zu, wie groß die Auswirkungen der Abfälle (insbesondere von Plastik) auf die Biodiversität des Mittelmeers sind.

Blutproben von Adlern, Walen und Delfinen

In der Studie wird genau analysiert, worum es sich bei den Abfällen handelt: unter anderem um synthetische Polymere, Gummi, Kleidung, Papier und Karton, Metall, Glas, Keramik, Abfälle aus dem Gesundheitsbereich und Paraffin. Bei der Untersuchung zeigte sich, dass Flaschen und Verpackungen aus vielen europäischen Ländern, darunter Deutschland, Italien und Frankreich, sowie aus Nordafrika in den Gewässern vor Cabrera enden. Hinweise auf den Herkunftsort liefern die Beschriftungen auf den Etiketten.

Die Abfälle aus Italien oder Frankreich gelangten direkt von den Küsten dieser Länder ins Mittelmeer, was im Fall von Deutschland und anderen Ländern Zentraleuropas nicht möglich ist. Die Umwelttechniker des Nationalparks vertreten die Theorie, dass der Müll in diesen Fällen über die Flüsse transportiert wird, schließlich im Ozean landet und seine lange Reise zur balearischen Küste antritt.

Ein weiteres wichtiges Ziel des Projekts ist, herauszufinden, wie sich die Abfälle im Meer auf die Flora und Fauna auswirken. Deshalb sollen nun Blutproben von verschiedenen Fischadler-Spezies und Meeressäugern (Pottwal, Gemeiner Delfin, Großer Tümmler und Rundkopfdelfin) in den Laboren der Universitat de les Illes Balears

(UIB) ausgewertet werden und neue Aufschlüsse darüber geben, wie viel Mikroplastik sich in den Organismen ansammelt. /bro