Als Joana Bestard (Name von der Redaktion geändert) das öffentliche Gesundheitszentrum aufsucht, fühlt sie sich schlapp. Allgemeines Unwohlsein, Bauch- und Kopfschmerzen, die nur schwer zu beschreiben sind. Sie beginnt, dem behandelnden Arzt zu erklären, was ihr fehlt, doch der unterbricht sie. "Bitte reden Sie auf Spanisch, damit ich Sie richtig verstehe", mahnt er. Joana fühlt sich vor den Kopf gestoßen. Gerade in dieser Situation, geschwächt von der Krankheit, hätte sie sich gern auf ihrer Muttersprache - Katalanisch - mitgeteilt. Per Gesetz hat sie auch das Recht dazu. Seit gut einem Monat gibt es auf Mallorca ein neues Amt, das dafür kämpft, dass Fälle wie der von Joana sich nicht wiederholen.

"Oficina de Defensa de los Derechos Lingüís­ticos", also "Büro zum Schutz der sprachlichen Rechte" heißt das neue Amt, das ans balearische Bildungs- und Sprachministerium angegliedert ist. Es ist ein weiteres Werkzeug der linksgeführten Balearen-Regierung für die Förderung der katalanischen Sprache. Drei Mitarbeiter nehmen in dem neuen Amt die Beschwerden von Menschen wie Bestard entgegen, die das Gefühl haben, dass ihr Recht auf die Ausübung einer der beiden offiziell in der Verfassung für die Balearen verankerten Sprachen - Katalanisch und Spanisch - verletzt wurde.

„Die Regierung will garantieren, dass die Menschen in einem Umfeld leben können, in dem sie wählen dürfen, welche der beiden Amtssprachen sie sprechen, ohne Druck", betonte der balearische Bildungsminister Martí March bei der Eröffnung des Amts Anfang Dezember. Die neue Abteilung solle helfen, Probleme sichtbar zu machen, die katalanischsprachigen Menschen in ihrem Alltag immer wieder haben, weil sie ihre Sprache nicht nutzen können. „Oft sind es Zurückweisungen, die auch schmerzhaft sein können", so der Bildungsminister.

Für beide Sprachen

Theoretisch, betont die Sekretärin für Sprachpolitik in der Balearen-Regierung, Agustina Vilaret, setze sich das neue Büro für beide Sprachen ein. Wenn beispielsweise ein Zugezogener, der des Spanischen, nicht aber des Katalanischen, mächtig ist, bei Amtsgängen nur Dokumente auf Katalanisch vorfände, und niemand da sei, der ihm auf Spanisch zu helfen bereit ist, könne er sich ebenfalls an die neue Einrichtung wenden. Aus der Erfahrung heraus - auch vor der Einführung der neuen Abteilung hätten Bildungs- und Sprachministerium jährlich Dutzende Beschwerden erreicht - seien es aber fast immer die katalanischsprachigen Bürger, die sich in der Ausübung ihrer Sprache eingeschränkt sähen. „Das Katalanische ist in der schwächeren Position", so Vilaret. Die Schuld sehen die Politiker gern bei der konservativen Vorgängerregierung. Zwischen 2011 bis 2015 habe diese „erhebliche Rückschritte" gemacht habe, was die Gleichberechtigung beider Sprachen angehe.

„Die Auswirkungen spüren wir noch immer", findet Beatriu Defior, Generaldirektorin für Sprachpolitik im Ministerium. Erst im Dezember habe ein Beamter der Nationalpolizei eine Lokalpolitikerin auf Ibiza auf der Wache dazu gedrängt, Spanisch mit ihm zu sprechen und sich zudem über ihre Muttersprache lustig gemacht. „Andersherum wäre so etwas undenkbar", beteuert Defior.

Dass sich vor allem katalanische Muttersprachler diskriminiert fühlen, zeigen auch die aktuellen Statistiken: Seit Einführung des Büros Anfang Dezember seien 25 Anfragen und Beschwerden eingegangen. „22 davon bezogen sich auf die katalanische Sprache und nur drei auf die spanische", so Defior. 14 Beschwerden sind auf Konfliktsituationen im Gesundheitssektor zurückzuführen, ähnlich dem von Joana. „Dort gibt es immer wieder Fälle, auch weil das Personal oft zugezogen ist", so Defior. Ihrer Meinung nach sei es nicht einmal schlimm, wenn Ärzte oder Krankenpfleger den Patienten auf Spanisch antworteten. „Aber sie sollten zumindest verstehen, wenn der Kranke selbst auf Katalanisch spricht und ihn darin nicht zurückweisen."

In den Rathäusern auf der Insel sei die Zweisprachigkeit meist etabliert und werde oft vorbildlich gelebt. „Allerdings haben wir während der Pandemie schon mehrfach erlebt, dass Infomaterial über Corona vorlag, weil es aus Madrid kam und noch nicht übersetzt worden war", so die Generaldirektorin.

Sowohl Privatpersonen als auch Vereine oder Unternehmen können sich an das neue Amt wenden, wenn sie Verletzungen der sprachlichen Rechte sehen oder sich einfach über diese informieren möchten. „Wir verhängen keine Strafen, die Befugnis dazu haben wir gar nicht. Vielmehr treten wir als Schiedsrichter und Schlichter auf", sagt Defior weiter.

Das Ziel sei es, die Diskriminierten in ihren Rechten zu bestärken und zu verhindern, dass Konflikte erneut auftreten. Manchmal helfe es schon, den Menschen auf ruhige Art und Weise verständlich zu machen, wie sehr die Zurückweisung der Muttersprache andere treffen kann. In anderen Regionen Spaniens, beispielsweise in Katalonien oder dem Baskenland, gibt es seit Jahren ähnliche Ämter.