Die Wirtschaft der Balearen ist im Corona-Jahr 2020 um 27 Prozent geschrumpft und damit stärker als in irgendeiner anderen Region in Spanien. Das geht aus einem neuen Bericht der Banco de España, der spanischen Zentralbank, hervor, der ähnliche Berechnungen anderer privater und öffentlicher Institutionen bestätigt. Spanienweit ging das Bruttoinlandsprodukt - also die Summe aller produzierten Waren und erbrachten Dienstleistungen - um 11 Prozent zurück.

Der Grund für diesen dramatischen Einbruch liegt auf der Hand und wird von der Zentralbank auch so aufgeschlüsselt: Keine andere Region in Spanien ist so stark von dem durch die Pandemie weitgehend zum Erliegen gebrachten Tourismus abhängig wie die Balearen.

Wenn auch ein klein wenig moderater, haben auch sämtliche anderen Urlaubsregionen einen beträchtlichen Teil ihrer Wirtschaftskraft eingebucht: Auf den Kanaren waren es -21 Prozent auf Gran Canaria und -19 Prozent auf Teneriffa, an der Costa del Sol in der Provinz Málaga -17 Prozent, an der Costa Brava rund um Girona -14 Prozent und an der Costa Blanca (Alicante) -13,5 Prozent. In einer nicht touristischen Region wie der Extremadura betrug der Rückgang der Wirtschaftskraft "nur" 5,3 Prozent.

Mallorquinische Wirtschaftswissenschaftler wie Toni Riera von der Fundación Impulsa schätzen den direkten Anteil des Urlaubergeschäfts an der Wirtschaftsleistung auf den Balearen auf 44 Prozent. In einem Gespräch mit dem Radiosender IB3 prophezeite er am Donnerstag (11.2.), dass das Wirtschaftswachstum auf den Inseln wohl erst im Jahr 2024, "womöglich aber auch erst 2025", wieder mit dem des Vor-Corona-Jahres 2019 vergleichbar sein wird.

Der Corona-Schock werde dabei "disruptive Auswirkungen" haben, sprich: Auch wenn Mallorca und die Nachbarinseln eines Tages wieder durchstarten werden, werden sie das mit einer grundlegend veränderten Wirtschaftsstruktur tun. Der Tourismus werde dabei weiterhin eine große Rolle spielen, aber es werde ein "anderer" Tourismus sein, so Riera.

Gleichzeitig hat die Insellage und die relative Abschottung von außen die Balearen wohl von einer höheren Corona-Sterblichkeit bewahrt, wie ebenfalls aus dem Bericht der Banco de España hervorgeht. Demnach gehörten die Inseln ebenso wie Galicien im Nordosten Spaniens zu den Regionen, in denen die dem Coronavirus zugeschriebene Übersterblichkeit 2020 am geringsten war (am höchsten war sie in Madrid und in den beiden Kastilien).

Auf Grundlagen der Zahlen des Nationalen Statistikinstituts beziffert der Bericht die spanienweite Übersterblichkeit im Jahr 2020 gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2018 und 2019 mit 17,2 Prozent, was 0,15 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Auf den Balearen war es, wie einer Grafik zu entnehmen ist, unter 0,05 Prozent der Bevölkerung. /ck