Auf den ersten Blick liegt die Playa de Palma auf Mallorca dieser Tage wie im Winterschlaf da. Fast alle Hotels haben geschlossen, Bars und Restaurants sowieso. Und doch tut sich jetzt, Anfang Februar, hinter den Kulissen schon einiges. Auch wenn die Prognosen nicht gerade Anlass zu Luftsprüngen geben, die deutsche Politik regelmäßig an die Bevölkerung appelliert, doch lieber im eigenen Land zu urlauben und niemand derzeit mit Gewissheit sagen kann, wann die touristische Saison in diesem Jahr startet - dass die Deutschen Lust auf Reisen haben, bestätigen viele Umfragen.

Und auch so mancher Gastronom lässt sich die Vorfreude auf die Urlauber nicht nehmen. So zum Beispiel Juan Miguel Ferrer, einer der Initiatoren der Qualitätsoffensive „Palma Beach". Er versprüht beim Gespräch mit der MZ Tatendrang und Aufbruchsstimmung. „Wir bereiten uns so wie auf eine ganz nor­male Saison vor", sagt er gut gelaunt. Zweck­optimismus? Immer wieder lässt er ein paar ­Brocken Deutsch in die Unterhaltung einfließen. Man spürt seine große Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit endlich wieder losgeht.

52 Unternehmen umfasst „Palma Beach" derzeit, die meisten befänden sich bereits in den Vorbereitungen für die Saison, sagt Ferrer. Er selbst sei gerade dabei, die Eröffnungstermine für die Lokale seiner Unternehmensgruppe festzulegen. Den Anfang soll der Beachclub Bikkini Beach machen, der möglichst im März, also schnell nach dem mög­lichen Ende der Restriktionen, aufmachen soll. „Danach ist das Chalet Siena dran, das ist ein bisschen größer und braucht etwas mehr Vorbereitungszeit."

Juan Miguel Ferrer arbeitet momentan an neuen Speisekarten, neuen Marketing-­Konzepten für seine Lokale und lotet aus, welche Lieferanten er für die kommende Saison gebrauchen kann, wie er sagt. „Das machen zurzeit die meisten der Bars und Restaurants an der Playa de Palma", sagt Ferrer. Viele, mit ­denen er gesprochen habe, peilen eine Öffnung für April an, andere für Mai.

Die Stellung halten

Aber nicht nur die Wirte arbeiten an einem Saisonstart. Auch „Mar de Mallorca", die Konzessionsfirma der balnearios, die auch für die Sauberkeit am Strand zuständig ist, ist jeden Tag im Einsatz. Schon morgens, wenn viele noch im Bett liegen, kommen die Mitarbeiter und bringen den Strand in Ordnung, räumen Müll oder angeschwemmtes Strandgut weg. „Der Strand ist besser gepflegt als in so manchem Vorjahr", sagt Juan Miguel Ferrer.

Darüber freuen sich auch die wenigen Urlauber, die schon jetzt an der Playa unterwegs sind. Immer wieder sieht man Radsportler, viele von ihnen aus Deutschland, die etwa im Hotel Riu Festival unterkommen oder in einem der kleineren noch geöffneten Hotels oder Apartments. Das Hotel Occidental Playa de Palma empfängt ebenfalls derzeit Gäste, unter anderem einige Radsportler, wie die Dame an der Rezeption am Telefon berichtet. Weitere Angaben dürfe sie allerdings nicht machen. Das Hotel betreten dürfe die Presse aufgrund der Pandemie auch nicht.

Skepsis bei Hoteliers

Auskunftsfreudiger zeigt sich Isabel Vidal, die Präsidentin der Hoteliersvereinigung an der Playa de Palma und Chefin des Hotels Houm Plaza Son Rigo. Sie blickt weniger zuversichtlich auf die Saison. Das Hotel ist geschlossen, und Vidal will sich auch noch nicht auf einen möglichen Zeitpunkt für die Öffnung festnageln lassen. "Die Unsicherheit zurzeit ist immer noch sehr groß", meint sie. Man werde vorbereitet sein, wenn die Saison losgehe, aber dass es bis Ostern schon so weit sein könnte, bezweifelt Vidal.

Wer keine Renovierungen oder Umbauten zu machen habe, könne sein Hotel in der Regel innerhalb kurzer Zeit wieder auf Betriebstemperatur bringen. „Wir brauchen etwa zehn Tage bis zwei Wochen, bis alles ­wieder läuft", sagt Vidal. Ihr sei im Übrigen kein Hotel an der Playa bekannt, das in diesem Winter eine Renovierung in Angriff genommen habe. Aber es gebe neue Häuser in diesem Jahr, darunter eine neue Luxusherberge. Das Fünf-Sterne-Hotel Pabisa Aubamar wolle im Frühjahr seine Pforten öffnen.

Und der Megapark?

Ungleich schwieriger ist die Lage für die großen Partytempel. Dass sie in der kommenden Saison tatsächlich aufmachen können, ist ­derzeit unwahrscheinlich. Dementsprechend mäßig ist die Laune auch bei Gerry Arnsteiner, dem Verantwortlichen für den Megapark. Weil er bislang keine Perspektive für eine Öffnung sieht, könne er momentan nur abwarten. ­Obwohl er einigen Vorlauf für eine Inbetriebnahme bräuchte. „Der Megapark ist ein Flugzeugträger, den kann man nicht so eben mal um 180 Grad drehen." Der Partytempel habe seit 1. November 2019 geschlossen, 200 Mitarbeiter befänden sich in Kurzarbeit. Für sie alle müsse die Cursach-Gruppe dennoch monatlich etwa 200 Euro Sozialversicherungsbeiträge beisteuern, rund 40.000 Euro pro Monat.

Er unterstütze die Regierung voll, wenn es um Vorsichtsmaßnahmen gehe, gerade auch für Orte, an denen viele Menschen zusammenkämen. „Aber es wäre doch sinnvoller, uns komplett öffnen zu lassen und nur 200 Leute hineinzulassen, anstatt die Fläche zu begrenzen, wie es gern getan wird. Dadurch kommen sich die Leute doch wieder näher."

Arnsteiner ist der Meinung, dass Tourismus auf Mallorca in diesem Jahr sehr wohl drin ist. Aber man dürfe nicht den Fehler aus der Vorsaison wiederholen, als nach dem Lockdown das Virus vom spanischen Festland eingeschleppt worden sei. „Ich bin ganz klar dafür, dass Urlaub auf Mallorca nur mit der entsprechenden Bescheinigung möglich ist, dass man gesund ist." Also ein negativer PCR-Test, am besten ein doppelter, oder die Impfung. Eine Forderung, hinter der auch Isabel Vidal und Juan Miguel Ferrer stehen.

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