Lange Zeit war unklar, ob sich Auslandsreisen, etwa nach Mallorca, auf die Corona-Inzidenz in Deutschland auswirkten. Nun hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer neuen Studie den Zusammenhang zwischen Reiserückkehrern und den Fallzahlen in Deutschland untersucht.

Das Ergebnis: Auslandreisen haben sehr wohl einen Anteil am starken Anstieg der Inzidenz im Spätsommer und Herbst in Deutschland. Das RKI stellt fest: "Auslandsreise-assoziierte Covid-19-Fälle, insbesondere bei Einreisenden aus Risikogebieten, hatten einen großen Anteil an den gesamtdeutschen Fallzahlen zu Beginn der ersten Covid-19-Welle und vor allem auch am Anstieg der Fallzahlen gegen Ende der Sommerferien."

Allerdings darf man diese Erkenntnisse nicht pauschalisieren. Während das RKI bei Ländern wie Rumänien und Bulgarien, aus denen häufig Saisonarbeiter anreisen, sowie der Türkei und dem Kosovo, wo viele in Deutschland lebende Migranten ihre Familie besuchten, einen deutlichen Zusammenhang mit der Zunahme der Fallzahlen in Deutschland feststellt, ist das bei klassischen Urlaubsländern wie Spanien oder Frankreich anders.

So sagt die Studie explizit: "Aus Spanien, einem Land, das erst im Laufe der Sommerferienzeit als Risikogebiet ausgewiesen wurde, wurden während der gesamten Ferienzeit Covid-19-Fälle nach Deutschland eingetragen. Sowohl hier als auch in Frankreich stieg die kumulative 14-Tages-Inzidenz bereits während bzw. direkt nach der Ferienzeit in Deutschland sehr schnell und stark an, was sich nicht in den entsprechend eingetragenen Fällen widerspiegelt." Mit "eingetragenen" sind "eingeführte" Fälle gemeint.

Zum einen könne das damit zu tun haben, dass es auf Reisen in die Urlaubsländer kaum zu intensiven Kontakten zwischen Reisenden und der einheimischen Bevölkerung komme. Zum anderen, so das RKI, hätten die meisten Urlauber in Hotelsübernachtet, wo es bereits Hygieneregeln gegeben habe.

Das RKI stellt aber auch fest: "Zum anderen kann die geringe gemeldete Fallzahl mit Angabe Exposition in Spanien oder Frankreich auf eine Untererfassung hinweisen, die durch eine fehlende frühzeitige Einstufung als Risikogebiet und der gleichzeitig anzunehmenden hohen Reisetätigkeit in diese Länder entstanden ist."

Einen starken Zusammenhang sieht das RKI zwischen dem Auftreten der Fallzahlen und der Teststrategie. Bei Spanien habe zunächst eine Lücke bestanden, weil zu Beginn des Sommers die Tests nicht obligatorisch waren. Weite Teile von Spanien wurden erst am 14. August zum Risikogebiet erklärt. Das habe mutmaßlich dazu geführt, dass zahlreiche Fälle unerkannt eingeschleppt worden seien.

Eine möglichst lückenlose Testung ist deshalb für die Verfasser der Studie ein wichtiger Schritt, um möglicherweise weitere Infektionswellen verhindern zu können. Die Auslandsreisen seien aber nicht hauptursächlich für die verheerende zweite Welle in Deutschland. Die Studie stellt fest: "Ein längeres Angebot zur freiwilligen, kostenlosen Testung für Reiserückkehrer hätte vielleicht die Eintragungen vor und während der Herbstferien besser erfasst, die zweite Infektionswelle aber nicht verhindert."

Der Deutsche Reiseverband DRV erklärte in einer ersten Stellungnahme, dass die Ergebnisse der Studie hilfreich für einen "Neustart des Tourismusin diesem Jahr" hilfreich seien. So sei klar geworden, dass die klassische Pauschalreise nicht "Treiber des Infektionsgeschehens" sei. DRV-Präsident Norbert Fiebig sagte: "Das bedeutet, dass die Hygienekonzepte im Tourismus ganz offenbar gut funktionieren. Auf dieser Erkenntnis können wir als Branche aufbauen." /jk

Zum Nachlesen - die Studie des RKI (externer Link)