Das Zentrum von Manacor ist seit Montag (15.3.) annähernd autofrei. In insgesamt 67 Straßen dürfen nur noch Anwohner mit spezieller Genehmigung oder Lieferanten verkehren - und das auch nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. „Zona de Prioridad para Residentes" - kurz: ZPR - heißt der verkehrsberuhigte Bereich, den magentarote Markierungen auf dem Straßenbelag und Schilder ausweisen. Wenn man so will, ist die Einführung der ZPR, die der derzeit von der linksgrünen Partei Més regierte Stadtrat vorangetrieben hat, die letzte und entscheidende Schlacht im Krieg der Fußgänger gegen die Autofahrer, die bereits vor rund zwei Jahrzehnten begann.

Kurze Wege

Für jüngere Generationen ist es kaum noch vorstellbar, aber vor gut 20 Jahren war es normal, dass durch die zum Teil engen Gassen im Stadtkern von Manacor Autos, Motorräder, Lastwagen und sogar zweistöckige Touristenbusse fast ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen preschten. Dass Straßen wie der Carrer ­Alexandre Rosselló oder der Carrer Peral sogar zweispurig befahren wurden. Und dass Plätze wie die Plaça de Sa Bassa, auf dem heute Cafétische zum Verweilen einladen, damals als Parkplätze genutzt wurden. Es ist auch deswegen kaum vorstellbar, weil der innere, jetzt als ZPR ausgewiesene Stadtkern im Durchmesser nicht einmal zwei Kilometer misst - und eigentlich alles bequem zu Fuß zu erreichen ist. Und weil schon in den vergangenen Jahren der Verkehr wurde.

Es war im Jahr 1998, als der damalige Stadtrat entschied, zahlreiche Straßen der Innenstadt pflastern zu lassen und den Verkehr ­teilweise umzuleiten. Ganz zum Unmut vieler Gewerbetreibender. Sie fürchteten ­tatsächlich, dass niemand mehr ihre Geschäfte betreten würde, der nicht direkt vor dem Lokal vorfahren kann. Sogar handfeste Proteste gab es. Doch das Rathaus hielt an seinem Vorhaben fest. Und tatsächlich verstummten die kritischen Stimmen - auch die Einzelhändler ­sahen ein, dass weniger Verkehr durchaus attraktiver für das Einkaufserlebnis sein kann. Einziger Wermutstropfen: Ein großer Teil der Pflastersteine ging kaputt und musste wenige Jahre später erneuert werden. Ein großer Kostenpunkt für das Rathaus, das in dem Zuge aber noch weitere Straßen pflastern ließ.

„Heute würde sich niemand mehr eine Plaça de Sa Bassa, Plaça Palau oder Plaça del Convent voller Autos wünschen. Wir haben eigentlich nur neu geordnet und festgezurrt, was in den vergangenen Jahren bereits erreicht wurde", sagt Sebastià Llodrà. Der Verkehrsdezernent im Rathaus ist federführend daran beteiligt, dass mit Einführung der ZPR nun auch jene Straßen für motorisierte Fahrzeuge von außerhalb gesperrt werden, die in den vergangenen Jahren immerhin mit ge­ringer Geschwindigkeit von allen befahren werden durften. „Jetzt ist das Zentrum ein Outdoor-Einkaufszentrum, in dem Fußgänger und Fahrradfahrer Priorität haben."

Mittelfristig Geldbußen

Tatsächlich scheint ein erneuter Aufschrei der Anwohner oder Einzelhändler auszubleiben. „Momentan gibt es keine Konflikte", so Mateu Català, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Pimem in Manacor. Er bemängelt ­allein, dass das Rathaus die Händler nicht ­früher über seine Pläne informiert habe.

Auch die Anwohner scheinen die neuen Regelungen wohlwollend aufzunehmen. Wie das Rathaus am Dienstag (16.3.) bekannt gab, hätten bereits 1.100 der rund 1.900 passierberechtigten Anwohner die geforderte Genehmigung erhalten, mit der sie auch weiterhin in der ZPR fahren dürfen, weitere 500 eingegangene Anträge müssten noch bearbeitet werden. Nähere Infos können Anwohner an einem Stand an der Plaça de Constitució einholen, dort helfen Beauftragte des Rathauses auch bei der Erstellung der Anträge.

Wer privat unterwegs ist und ins Zentrum von Manacor will, kann vor allem auf die innenstadtnahen Parkhäuser an der Plaça de Sant Jaume - hier sind die ersten zwei Stunden gratis - und Na Camella zurückgreifen. Zudem gibt es 30 Kurzzeitparkplätze an den Straßen Carrer Príncep, Olesa, Rector Caldentey und Amargura, wo Besucher ihr Fahrzeug maximal 45 bis 60 Minuten abstellen dürfen.

In den kommenden Monaten werden alle, die unbefugt ins Zentrum fahren, zunächst nicht bestraft, sondern von Beamten der ­Ortspolizei aufgeklärt. Mittelfristig sollen Überwachungskameras an den Zufahrten der ZPR-Zone all jene Fahrzeuge ausmachen, die nicht die erforderliche Kennzeichnung haben. Dann kann die Ortspolizei auch Geldbußen zwischen 100 und 500 Euro verhängen.