Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es nicht wohl bei der Vorstellung, dass rund 40.000 Deutsche über die Ostertage nach Mallorca reisen wollen. Das war der CDU-Politikerin in der Pressekonferenz nach der Bund-Länder-Konferenz in der Nacht auf Dienstag (23.3.) deutlich anzumerken. Zwar könne man sich nicht über das Recht hinwegsetzen und eine Quarantänepflicht für Mallorca-Rückkehrer einführen, aber "wir halten insgesamt Reisen im Augenblick für nicht sehr förderlich, um es vorsichtig auszudrücken". Man versuche deshalb alles, um "keine neuen Infektionsherde zu uns zu bringen".

"Deshalb haben wir mit den Fluggesellschaften vereinbart, dass Tests von Crews und Passagieren vor dem Rückflug stattfinden. Wir werden das Infektionsschutzgesetz ändern und angesichts der vorliegenden weltweiten Pandemie insgesamt eine generelle Testpflicht vor Abflug zur Einreisevoraussetzung auf Flügen nach Deutschland vorsehen", sagte Merkel.

Später präzisierte sie noch einmal: "Wir haben mit den Airlines gesprochen. Das haben Sie ja gelesen. Der Bundesverkehrsminister hat ein Abkommen darüber erzielt, dass diese Airlines die Tests vor dem Rückflug anbieten werden. Das ist eine gute Nachricht; das will ich ausdrücklich sagen."

In der Fragerunde nahm die Kanzlerin dann auch noch einmal ausführlich Stellung zum Thema Mallorca-Urlaub. Diese Option war erst durch die Aufhebung der Reisewarnung am 12. März für viele Menschen in Deutschland attraktiv geworden, weil dadurch die bis dahin bestehenden Test- und Quarantänepflichten entfielen. Dass Urlaub auf Mallorca möglich sein soll, nicht aber in Deutschland, hatte in großen Teilen des deutschen Gastro- und Hotelgewerbes und der Bevölkerung für Empörung gesorgt.

Diese Situation sei mit dem Beschluss nicht aufgehoben. "Die Tatsache, dass Spanien die Hotels - man muss sagen: zum Teil - auf Mallorca geöffnet hat, führt angesichts unserer Einteilung in Risikogebiete und Nichtrisikogebiete zu Schwierigkeiten", sagte Merkel. Insgesamt sei durch die "Tatsache, dass es Übernachtungsmöglichkeiten auf Mallorca gibt, eine nicht einfache Lage eingetreten". Deutschland werde sehr genau nach Mallorca schauen, ließ Merkel durchblicken: "Wir können in diesem Zusammenhang nur sagen, dass wir diese Lage dauernd daraufhin beobachten werden, ob sich Risiken zeigen."

Merkel hat vor allem vor der brasilianischen Variante P.1 auf Mallorca Bedenken: "Es gab auch erste Informationen, dass dort die brasilianische Mutante aufgetaucht ist. Das werden wir sehr genau untersuchen", sagte sie. Vor dieser Gefahr hatte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach am Wochenende mehrfach gewarnt.

Das balearische Gesundheitsministerium bestreitet, dass es sich bei der in zwei Fällen auf Mallorca festgestellten brasilianischen Mutation um die besonders gefährliche, weil womöglich impfresistente Variante P.1 handelt. Bei den bereits vor über zehn Tagen dokumentierten Coronavirus-Proben habe es sich mit der Variante B.1.1.28 um einen weniger gefährlichen Vorläufer von P.1 gehandelt, teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums der MZ mit.

Merkel wies zudem darauf hin, dass auch Mallorca beginnt, die Notbremse zu ziehen: "Mallorca selbst hat heute annonciert, dass es seine Zugänglichkeiten, auch was Innengastronomie usw. angeht, wahrscheinlich noch einmal ändern wird." Den Mallorca-Block schloss die Bundeskanzlerin mit dem Appell: "Insgesamt verhehle ich nicht, dass wir eigentlich den Reisehinweis geben, dass man in diesem Jahr eben nicht reisen sollte. Deshalb versuchen wir, mit den uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln das zu erreichen, was wir erreichen können." /jk