Man könnte meinen, dass die Restaurantbesitzer auf Mallorca die Faxen dicke haben von den geltenden Restriktionen. Kaum durften sie Kunden in den Innenräumen bewirten, ist das seit Freitag (26.3.) schon wieder verboten. Und dann stehen noch drei Herrschaften in Warnweste vor der Tür, die auf die korrekte Einhaltung der Regeln pochen. Der Konflikt ist programmiert. Oder auch nicht. Denn im beschaulichen Port de Pollença hält man zusammen. Freundlich grüßen die Gastronomen und nehmen klaglos Flyer und Aushänge entgegen, die auf Deutsch, Spanisch und Englisch informieren, was gerade erlaubt ist. „Dank ihrer Arbeit halten sich die Leute schließlich an die Vorschriften", sagt Marcelo Alvarez von der Bar Arax.

Die Mallorca Zeitung hat die informadores covid bei einer Schicht begleitet. 212 dieser Mitarbeiter sind derzeit mit Warnweste und Plakaten ausgestattet auf den Balearen unterwegs, 173 von ihnen auf Mallorca. Zu ihnen kommen 70 weitere „Aufpasser" - 57 auf Mallorca -, die Mindestabstand und Maskenpflicht auf Wanderwegen und an beliebten Ausflugszielen im Blick haben.

Nadal Serra und Joana Fornés sind seit Ende Januar auf Streife in ihrem Heimatort, die Verträge laufen zunächst bis Ende Juli. „Wir sind über einen Kurs bei der Arbeitsvermittlung SOIB zu der Stelle gekommen", sagt die Mallorquinerin. Sie selbst hatte vorher als Köchin gearbeitet und durch die Pandemie ihren Job verloren. „Es hilft wohl, dass ich aus der Gastronomie komme und die missliche Lage der Wirte verstehe. Zudem ist Port de Pollença ein Dorf. Hier kennt jeder jeden."

Es sind täglich zwei der drei Mitarbeiter ­zusammen im Team unterwegs, um die ­Einhaltung der Corona-Regeln im Küstenort im Norden im Blick haben. Zu der Runde ­gesellt sich die Übersetzerin Nadia Beltrà. ­„Touristen gibt es derzeit hier nicht wirklich. Die Gastronomen sprechen alle Spanisch", sagt sie. Ihre Kenntnisse in Französisch und Englisch seien daher derzeit nicht gefragt.

Mit Flyern und Warnweste ausgerüstet geht es an der Strandpromenade los. Die Farbe der Weste weist auf die Warnstufe hin, in welcher sich Mallorca gerade befindet. Derzeit ist es Gelb. Die Info-Mitarbeiter klappern Bars, Restaurants und Geschäfte ab und verteilen die Aushänge. „Obligatorisch ist nur der Aushang über die erlaubte Personenanzahl im Laden und der Hinweis, dass die Maske getragen werden muss, wenn man nicht gerade isst oder trinkt", sagt Fornés. Die Gastronomen nehmen aber auch bereitwillig die weiteren Ausdrucke entgegen und ärgern sich, dass die Dokumente nicht in Plastik eingeschweißt sind und daher wohl nicht lange halten. „Viele sind dankbar, und wir überlegen dann gemeinsam, wo wir die Zettel am besten aufhängen können", so die Mallorquinerin.

Ein Schild zeigt die Höhe der Bußgelder an, die bei Verstößen fällig werden können. Diese reichen von 25 bis 600.000 Euro. „Wir ­informieren nur. Knöllchen dürfen wir nicht verteilen", sagt Fornés. Dafür ist die Polizei zuständig. Bislang sei es aber noch nicht vor­gekommen, dass die Corona-Aufpasser die ­Beamten rufen mussten. Auch die Zahl der Vorfälle hält sich in Grenzen. „Als die Außenbereiche geöffnet wurden, war es etwas ­hektisch. Da mussten wir die Leute daran erinnern, dass sie am Tisch nicht rauchen und auch nicht zu sechst zusammensitzen dürfen. Viele Wirte waren dankbar, wenn wir gekommen sind und meinten: ,Auf mich hören die Gäste schon nicht mehr'", sagt Beltrà. Zuletzt sei es aber ­ruhig gewesen - die vergangenen Tage gab es keinen offiziellen Vorfall.

„Wir richten einiges schon allein mit unserer Präsenz aus", sagt Fornés. Immer wieder ziehen sich entgegenkommende Passanten hektisch die schief sitzende Atemmaske wieder über die Nase. Allzu pedantisch sind die Aufpasser aber nicht. Sie drücken auch mal ein oder beide Augen zu, wenn jemand rauchend spaziert oder die Maske fehlt. „Oft ist es Auslegungssache", sagt Fornés und verweist auf ein Restaurant, wo an einem Tisch vier ältere Damen sitzen und eine fünfte danebensteht, was eigentlich verboten wäre. „Der Mindestabstand ist da, und sie begrüßen sich nur kurz."

Um Konflikten vorzubeugen, überlässt das Team Zwischenfälle am Strand der Polizei. „Dort versammeln sich Leute zum Trinkgelage, die lassen nicht mit sich reden", so Fornés. Dabei tut Information not, zumal wenn eine spanienweite Maskenpflicht nicht ganz mit der Regelung auf den Balearen übereinstimmt (S. 4). „Viele Passanten kommen mit Fragen auf uns zu. Wir haben uns in Corona-Experten verwandelt. Viele fragen auch nach der Impfung. Da können wir aber auch nur an die Hotline verweisen."

Zwischen dem Verteilen von Flyern müssen die „Aufpasser" nur einmal dazwischen ­gehen, als eine Gruppe von acht Personen vor einem Lokal zusammensitzt. Klaglos setzen sie sich weiter auseinander. Ansonsten ist bei den Info-Mitarbeitern vor allem Ausdauer gefragt. „Es sind jeden Tag mehr als zehn Kilometer", sagt Nadal Serra. „Die ersten Tage hatte ich tierischen Muskelkater. Mittlerweile fühlt es sich schon falsch an, wenn die Runde mal nicht so lang ist." Und die Arbeit wird schweißtreibender. „Manchmal ist es jetzt schon heiß. In ein paar Wochen ziehen wir dann im Bikini um die Häuser", scherzt Beltrà.