Auf Mallorca ist am Freitag (9.4.) gelungen, was Bürger von Politikern in solch einer Situation eigentlich überall erwarten könnten: ein Schulterschluss, um die Corona-Krise mit vereinten Kräften zu bewältigen. Bis auf eine Ausnahme sind sämtliche relevanten Parteien, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften der Balearen dem Aufruf einer Familienstiftung gefolgt, ein Manifest namens "Tots junts" (Alle gemeinsam) zu bewegen. Einzig die rechtsextreme Vox verweigerte die Unterschrift.

Eingeleitet hatte den feierlich in Palmas Kongresszentrum besiegelten Schulterschluss die Stiftung der Familie Forteza-Rey, einer alteingesessenen mallorquinischen Ärzte- und Rechtsanwaltsfamilie. Mit der Erklärung verpflichten sich die Unterzeichner, gemeinsam daran zu arbeiten, die gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Krise auf Mallorca und den Nachbarinseln zu bewältigen. In erster Linie müsse es dabei darum gehen, "Leben zu retten" und "sobald wie möglich" 70 Prozent der Bewohner zu impfen.

Gleichzeitig sollen die "Schwächsten" der Gesellschaft geschützt werden, keiner dürfe "zurückgelassen" werden. Alle Parteien verpflichteten sich dazu, Maßnahmen einzuleiten, mit denen die wirtschaftliche und soziale Krise der von dem Zusammenbruch des Tourismus schwer gebeutelten Inseln abgefedert werden kann. Dazu gehören etwa eine möglichst lange Beibehaltung der Kurzarbeits-Regelung (ERTE), Hilfen für Unternehmer und Selbstständige und "soweit möglich" Steuer- und Abgabensenkungen.

Das Dokument ist in vier Teile gegliedert: "Zur Verteidigung der Menschen", "Zur Verteidigung der Wirtschaft", "Die Zukunft neu denken" sowie "EU-Fonds". Die milliardenschweren Hilfen des von den EU-Mitglieder vereinbarten "NextGeneration"-Fonds spielen in allen Überlegungen zur Bewältigung der Krise auf Mallorca eine große Rolle. Die Gelder sollen vordringlich in Nachhaltigkeits- und Digitalisierungs-Projekte investiert werden und gelten als historische Chance, Mallorca und die Nachbarinseln aus ihrer großen Abhängigkeit vom Tourismus zu befreien.

Unterzeichner von "Tots Junts" sind die regierenden Sozialisten (PSIB) mit ihren Juniorpartnern Més und Unidas Podemos sowie die Oppositionsparteien Partido Popular (PP), Ciudadanos und Pi. Die rechtsextreme Vox hat sich der Initiative nicht angeschlossen. Ihr Chef auf den Balearen, Jorge Campos, bestritt allerdings Medienberichte, dass dies auf Anweisung der Parteizentrale in Madrid geschah. Auch Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände tragen "Tots Junts" mit. An dem Festakt nahm auch Ministerpräsidentin Francina Armengol teil. Die eingegangenen Verpflichtungen sollen in regelmäßigen Treffen überprüft werden. /ck