Wenn schon aufgrund der Pandemie kein Geld zu verdienen ist, dann eben mit der Pandemie. Das hat sich der Unternehmer Ricardo Alonso aus Marratxí gedacht. Nachdem mit Beginn des Lockdowns im März vergangenen Jahres seine eigentliche Einkommensquelle - Lebensmittel an Restaurants und Hotels zu vertreiben - zum Erliegen kam und sich seitdem eher schlecht als recht erholt hat, macht der findige Unternehmer nun in FFP2-Masken. PSB5 heißt das von ihm dafür gegründete Unternehmen.

„Ich konnte es gar nicht mit anschauen, dass wir in den ersten Monaten der Pandemie in Europa bei der Versorgung mit Masken und anderen medizinischen Produkten auf China angewiesen waren", erklärt Alonso seine Motivation für eine eigene Fabrik im Gewerbegebiet Marratxí. Zudem konnte er mit der Geschäftsidee den 25 Angestellten einen Ausweg aus der Kurzarbeit bieten.

Bereits vergangenen Sommer legte der Mallorquiner los und mietete eine Lagerhalle im Polígono an. Nicht so einfach war es dann, die Halle mit den nötigen Maschinen auszustatten. Auf keinen Fall wollte er auf chinesische Technologie zurückgreifen - was er auffällig oft während des MZ-Besuchs betont. Schließlich wurde er nach mehreren Reisen um die halbe Welt in Italien fündig. Dort kam ihm dann allerdings ein längerer Lockdown in die Quere. Statt wie geplant im Januar ging die Produktion deshalb erst vergangene Woche los. Am Mittwoch (28.4.) dann wurde die „einzige FFP2-Maskenfabrik auf den Balearen und mit Sicherheit modernste in Spanien" (Alonso) im Beisein der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol feierlich eröffnet.

Fünf Schichten haben seine Masken, der Standard liege bei nur drei oder vier Schichten, erklärt der Unternehmer. Von Marratxí aus sollen ab sofort eine gute halbe Million FFP2-Masken im Monat - oder 20.000 täglich - vor allem ins europäische Ausland exportiert werden. Alonso schielt dabei vor allem auf den deutschen Markt. „Die Deutschen sind das einzige Volk in Europa, das europäische Produkte wertschätzt, auch wenn sie etwas teurer sind. Und noch mehr, wenn sie von Mallorca kommen", lautet das Kalkül des Unternehmers. Er möchte sogar eine eigene Marketingabteilung für Deutschland aufbauen und benötigt dafür noch Muttersprachler (Info unter proteccionsanitaria.info).

Es ist erstaunlich, wie wenig Platz man für die Herstellung von FFP2-Masken benötigt. Alonso führt die MZ durch seine Räumlichkeiten, doch der Rundgang dauert nur rund zwei Minuten. Das Herzstück der Firma ist ein nahezu steriler länglicher Raum, in dem dünne Bänder aus Baumwolle - das Rohmaterial - über fünf Rollen zusammenlaufen und zunächst in einem Kasten Ultraviolett-Strahlung auch die letzte mögliche Verunreinigung beseitigt. Danach geht es in einen weiteren Kasten, wo zwischen der zweiten und dritten Schicht Baumwolle ein kleiner Metallbügel zum besseren Sitz an der Nase eingebaut wird. Danach wird der Stoff in der Mitte gefaltet, die fünf Schichten werden fest zusammengepresst, das überschüssige Material abgeschnitten.

Der Verkaufspreis liegt dann bei 72 bis 99 Cent, je nach Abnahmemenge. Ricardo Alonso ist vor allem an Großabnehmern wie Apotheker oder Krankenhäusern interessiert, schließt aber auch den Verkauf an Endkunden nicht aus. Dass sich das Geschäft mit den Masken mit dem Ende der Pandemie bald erledigt haben könnte, glaubt Alonso nicht: „Erstens produzieren wir vor allem für Angestellte im Gesundheitswesen. Und zweitens glaube ich, dass wir noch mindestens zwei Jahre in geschlossenen Räumen mit Masken herumlaufen werden."