Der Streit zwischen der um Corona-Inzidenz und Tourismussaison besorgten Landesregierung und den vielfach vor der Insolvenz stehenden Gastronomen auf Mallorca ist endgültig eskaliert. In einer Pressemitteilung kündigten jene Wirte, die dem Verband der kleinen und mittelständischen Unternehmer PIMEM angehören, offenen Widerstand an. Man werde entgegen der Verbote die Lokale "normal" öffnen und die Gäste "normal" bewirten, heißt es darin.

Die Verbandsvorsitzende Eugènia Cusí bestätigte diese Ankündigung, die zugleich eine Drohung ist, gegenüber dem Regionalsender IB3. Wenn sich der Kurs der Landesregierung nicht grundlegend ändere, würden die Verbandsmitglieder am Montag ihre Lokale normal öffnen. Allerdings ruderte der Gesamtverbandsvorsitzende Jordi Mora am Mittag in einer Pressekonferenz zurück: Gesetz sei Gesetz und man werde sich ihm nicht widersetzen. Zudem warnte er die Verbandsmitglieder davor, dass die Öffnung der Innenräume eine bis zu dreijährige Schließung der Restaurant zur Folge haben könnte.

Die Regierung hatte zuvor die mit dem bis Samstagnacht andauernden spanienweiten Alarmzustand einhergehenden Restriktionen, darunter die Ausgangssperre von 23 Uhr bis 6 Uhr - für die Balearen verlängert und außerdem entschieden, die Schließung der Innenräume noch einmal zwei Wochen beizubehalten.Schließung der Innenräume Ein anderer Gastronomenverband, der dem Unternehmerverband CAEB angeschlossen ist, akzeptierte diese Maßnahmen.

Nicht so die PIMEM-Gastronomen. Sie verweisen in der Pressemitteilung an die auch von der balearischen Staatsanwaltschaft geteilten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der regionalen Einschränkung der Grundrechte. Diese sei allenfalls aus gesundheitlichen Gründen möglich, nicht aber aus wirtschaftlichen wie die vielfach von der Regierung angeführte Notwendigkeit, die Urlaubssaison zu retten oder "britischen und deutschen Tourismus" zu ermöglichen. Zudem dürften ohne den Alarmzustand nicht ganze Branchen lahmgelegt werden, deren Vertretern kein darüber hinaus kein Einspruchsrecht eingeräumt werde.

In Mallorcas Gastgewerbe besteht derzeit ein grundlegender Interessenkonflikt: Während die auch im Unternehmerverband CAEB vertretenen Hoteliers darauf drängen, die Saison unter keinen Umständen durch vorschnelle Lockerungen zu gefährden, brauchen die vielfach vor der Insolvenz stehenden Gastronomen dringend Einnahmen. Der Deutsche Helmut Clemens, Vizepräsident der PIMEM-Gastronomen, sieht dennoch keinen grundlegenden Unterschied, was die Positionen beider Verbände betrifft: "Was wir brauchen, sind Resultate. Wenn wir das dadurch erreichen, dass die einen am Verhandlungstisch sitzen und die anderen Krach machen, dann ist das auch in Ordnung", sagte er der MZ.

Noch militantere Positionen waren in der Vergangenheit von Bewegungen wie Resistencia Balear eingenommen worden, die mehrfach entgegen der Auflagen der Behörden größere Demonstrationen in Palma abgehalten hatten. Ihnen hatten sich viele Wirte angeschlossen. Um diese Gruppen ist es inzwischen etwas ruhiger geworden.