Nächstes unerfreuliches Kapitel in der Causa Ecolea: Die deutsche Privatschule in der Siedlung La Planera in Marratxí hat überraschend am Montagmorgen (10.5.) ihre Pforten geschlossen und erst nach massivem Druck von Eltern und Lehrern sowie der herbeigerufenen Guardia Civil und Ortspolizei die Schüler und Lehrer ins Gebäude gelassen. In diesem Schuljahr läuft der Unterrichtsbetrieb nicht unter dem Namen der Ecolea. Eine private Elterninitiative hatte im Sommer 2020 beschlossen, die eigentlich geschlossene Schule unter Eigenregie weiterzuführen und dafür sechs Lehrkräfte der bisherigen Ecolea weiterzubeschäftigen. Der Unterricht fand in den vergangenen Monaten allerdings weiterhin im Gebäude der Ecolea statt.

Die Schließung am Montag war den Eltern laut ihren Angaben erst wenige Stunden zuvor per Whatsapp mitgeteilt worden. Dennoch kamen die meisten der derzeit 17 Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Lehrkräfte zum Unterrichtsbeginn um 9.30 Uhr. Dort standen sie im Regen vor verschlossenen Türen. Im Glasfenster der Eingangstür hing lediglich ein Zettel, auf dem es hieß: „Liebe Eltern, liebe Besucher, momentan ist die ecolea internationale Schule Mallorca geschlossen."

Michelangelo Mazzoccola, dessen Tochter die Ecolea besucht, wusste zwar seit Sonntag Bescheid, konnte es dann aber am Morgen dennoch kaum fassen: „Es ist unglaublich, wie hier mit schulpflichtigen Kindern umgegangen wird."

Etwas anders sieht die Sache der Betreiber von Ecolea, Sven Olsen. Er berichtet der MZ, dass er seit Monaten die Eltern dazu auffordert, ausstehende Zahlungen zu begleichen, sonst müsse er die Schule schließen. "Wenn ich ins Kino gehen will und kein Ticket löse, kann ich doch auch nicht reingehen", sagt er. Er finde es im Übrigen "schäbig", Unstimmigkeiten zwischen ihm und den Eltern auf dem Rücken der Kinder auszutragen.

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Probleme mit Ecolea. Ursprünglich sollte die Schule in diesem Schuljahr gar nicht öffnen, doch der Betreiber Sven Olsen bekam im Sommer vergangenen Jahres überraschend die schon lange zuvor beantragte Grundschul-Lizenz des balearischen Bildungsministeriums. Olsen, der unter dem Namen Ecolea mehrere Privatschulen in Norddeutschland betreibt, wollte das Jahr dazu nutzen, Werbung zu machen und eine weitere Lizenz für die Sekundarstufe zu beantragen. Doch die Eltern wollten die Einrichtung auf Mallorca öffnen. "Ich hatte den Eltern gleich gesagt, dass das wirtschaftlich kaum machbar ist, dass die Kosten für die einzelnen Eltern viel zu hoch sind", erklärt Olsen am Telefon. Dennoch hätten sich die Eltern nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen.

Sie verpflichteten sich, neben den Schulgebühren (etwa 660 Euro im Monat) auch noch die Nebenkosten zu bezahlen. „Wir waren bereit, auch Wasser und Strom zu übernehmen, aber Sven Olsen legte dann vor drei, vier Wochen auch noch andere Kosten vor, wie etwa für einen Hausmeister, der sich um die Schule kümmert, oder seine Steuererklärung", sagt Vater Mazzoccola. Rund 45.000 Euro seien da noch einmal zusätzlich angefallen. Die Eltern wollten Belege für die Ausgaben sehen, die ihnen nicht vorgelegt worden seien. Gleichzeitig habe Olsen die Daumenschrauben angelegt und den Eltern gedroht. Es gebe keine Zeugnisse für die Kinder am Schuljahresende, die Schule werde ganz dichtgemacht.

Aus Sicht von Olsen stellt sich die Sache ganz anders dar. "Es gibt Verträge darüber, dass die Eltern für alle Kosten aufkommen. Ich habe ihnen sogar das Schulhaus sowie die gesamte Infrastruktur dort gratis zur Verfügung gestellt." Rund 8.000 Euro im Monat habe er allein für die Miete des weitläufigen Areals ausgegeben. Die Eltern hätten unter anderem die Sozialversicherungsbeiträge für die Lehrer nicht beglichen, und das seit Beginn des Schuljahres. Lediglich ein paar Abschlagszahlungen seien geleistet worden. "Da sind allein rund 35.000 Euro an Verbindlichkeiten angefallen", sagt Olsen, der von rund 50.000 Euro an offenen Zahlungen spricht.

"Irgendwann musste ich mal reagieren, sonst verliere ich ja auch meine Glaubwürdigkeit", sagt Olsen. Deshalb habe er die Schule am Montag "für Kinder, deren Eltern nicht bezahlt haben, geschlossen". Die Schule sei keineswegs generell geschlossen. Wer seine Schulden begleiche, der dürfe sofort wieder am Unterricht teilnehmen.

Die Eltern, die am Montagmorgen zum Gebäude der Ecolea kamen, verständigten die Guardia Civil und die Ortspolizei Marratxí. Auf Druck der Beamten, die mit der Bevollmächtigten der Schule auf Mallorca, Natalia Poma, telefonierten, gelang es schließlich, den Hausmeister herbei zu ordern. Dieser schloss den nach einer Stunde Wartezeit im Regen reichlich durchnässten Schülern, Lehrern und Eltern das Gebäude auf. Gegenüber der Polizei behauptete Poma, im Monat Mai sei für kein Kind die Schulgebühr bezahlt worden. Die Eltern können sich über solche Aussagen nur wundern. „Wir können doch alle belegen, dass wir gezahlt haben", sagt Mazzoccola.

Wie es jetzt weitergeht, ist noch unklar. Zunächst nahmen Lehrer und Schüler den Unterricht wieder auf. Alle hoffen nun darauf, dass zumindest das Schuljahr bis Ende Juni zu Ende geführt werden kann. Ob es danach mit der Ecolea weitergeht, stehe noch in den Sternen, zumal der Mietvertrag für das Gebäude im August 2022 auslaufe und es nach Informationen der Eltern bereits einen interessierten Käufer gebe. Laut Olsen läuft der Mietvertrag bis 2023. Er hat fest vor, im kommenden Schuljahr die Ecolea auf Mallorca wiederzueröffnen und "das Experiment mit der Elterninitiative" zu beenden. Ob es 2023 in Sa Planera oder anderswo weitergeht, steht noch nicht fest. "Vielleicht kaufen wir das Gebäude auch, wenn wir sehen, dass sich genügend Schüler finden", sagt Olsen.

Auf Mallorca gibt es eine größere deutsche Schule - Eurocampus mit etwa 120 Schülerinnen und Schülern - und mehrere kleinere Schulprojekte, in denen zumindest ein Teil des Unterrichts auf Deutsch stattfindet.