Kann man einer mutmaßlichen Betrügerin trauen, die die spanische Justiz auf Mallorca? Müsste sie nicht in Untersuchungshaft, um zu verhindern, dass sie wieder untertaucht und das von ihr mutmaßlich unterschlagene Geld verbirgt? Dieser Ansicht ist Arno Meuser, der die geschädigte Solarfirma auf Mallorca vertritt. Der Anwalt hat nun einen erneuten Haftantrag gestellt, nachdem ein Haftrichter die Frau am vergangenen Freitag (7.5.) wieder laufen ließ.

Die "Bild-Zeitung" hatte am Montagmorgen neue Details des aufsehenerregenden Falls berichtet. Demnach soll es sich bei der beschuldigten Ina Z. um eine Steuerberaterin handeln, die mit der Abwicklung einer Steuerzahlung von einer Million Euro für den Verkauf einer Solaranlagen-Firma auf Mallorca beauftragt worden war. Brigitte D., die Geschäftsführerin der verkauften Firma, behauptet, die Summe an Ina Z. überwiesen zu haben. Diese habe das Geld jedoch unterschlagen, so die von Arno Meuser gegenüber der MZ bestätigte Version des Falls.

Weiter soll die 47-jährige Ina Z. eine erste Vorladung der Geschäftsführerin vor Gericht wegen der Steuerschuld nicht an diese weitergeleitet haben. Stattdessen habe sie im vergangenen November eine Doppelgängerin geschickt, die an Stelle der Unternehmerin eine Bewährungsstrafe kassierte. Das Gericht habe es dabei versäumt, die Identität der Beschuldigten ordnungsgemäß zu überprüfen, so Arno Meuser.

Als Brigitte D. von der Strafe erfuhr, zeigte sie Ina Z. wegen Betrugs an. Daraufhin war es Ina Z., die vor Gericht vorgeladen wurde. Statt der 47-Jährigen erschienen jedoch ihre Eltern und legten eine gefälschte Sterbeurkunde vor. Ihre Tochter sei bei einen Autounfall ums Leben gekommen.

Die Richter glaubten ihnen, dabei war das Dokument zumindest aus der Sicht eines deutschen Juristen ganz offensichtlich gefälscht. "Der Stempel stimmt nicht mit dem zuständigen Standesamt überein", sagt Arno Meuser. Außerdem, und das habe den Richtern eigentlich auffallen müssen, fehlte die Apostille, die offizielle Beglaubigung.

So konnte Ina Z. zunächst weiter unbehelligt im Südwesten von Mallorca in einer Wohnanlage in Santa Ponça ein recht komfortables Leben führen, bei Facebook habe sie "Urlaub in einem Fünf-Sterne-Hotel, Essen in Luxus-Restaurants und einen teuren SUV" dokumentiert, so die "Bild-Zeitung".

Ursprünglich war der Fall von einer Kanzlei in Madrid bearbeitet worden, die mit ihren Nachforschungen nicht weiterkam. Den schließlich hinzugezogenen "Kennern der deutsch-mallorquinischen Szene" (O-Ton Meuser) aber fielen die vielen Unstimmigkeiten auf. Meuser beauftragte eine Detektei mit den Nachforschungen. Eine wichtige Spur lieferte dann offenbar der in einem Hundesportclub eingetragene Riesenpudel von Ina Z. Die Deutsche ging mit ihm Gassi, die Privatdetektive beobachteten sie dabei.

Ina Z. wurde daraufhin am Montag vergangener Woche (3.5.) vorübergehend festgenommen. Gegenüber der Polizei legte sie ein Geständnis ab. Vor den Haftrichter kam sie dann erst am Freitag. Besonders intensiv habe sich der über eine Videokonferenz hinzugeschaltete Richter nicht mit dem Fall beschäftigt, so Arno Meuser zur MZ. Der Richter stellte lediglich den Straftatbestand der Urkundenfälschung fest und ließ die Frau ohne besondere Auflagen wieder gehen. Ihren Reisepass musste sie nicht abgeben.

Arno Meuser hat nun einen neuen Haftantrag gestellt, der Termin für die Verhandlung ist am Mittwoch. Im Falle einer Verurteilung könnten der Frau wegen Straftatbeständen wie Unterschlagung, Betrug und Urkundenfälschung vier bis sechs Jahre Haft drohen. Auch die Eltern sowie weitere Familienangehörige, die Ina Z. gedeckt haben sollen, könnten wegen Mittäterschaft und Urkundenfälschung belangt werden. Allerdings drohten ihnen wesentlich geringere Strafen, so Meuser. Auch die deutsche Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.