Andreu Manresa ist seit 2016 Intendant von IB3. Der frühere Inselkorrespondent der spanischen Zeitung „El País" hat in dieser Zeit den Schwerpunkt auf den Ausbau der Informationssendungen gelegt. Die journalistische Unabhängigkeit ist dem 66-Jährigen wichtig.

Ist IB3 heute weniger politisch gegängelt als vor fünf Jahren?

IB3 ist ein öffentlicher Sender, neutral in seinen politischen Ansichten, unabhängig von politischen Parteien und mit einem klaren Versorgungsauftrag für die Bevölkerung auf den Inseln.

Das bedeutet, in Ihrem Alltag spüren Sie keinerlei politischen Druck?

Es gibt keine Einmischungen vonseiten der Parteien, keinerlei Vorgaben, was unser Programm betrifft. Was es natürlich gibt, wie in allen Medien, sind Anrufe, Empfehlungen. Das heißt, die Unabhängigkeit will gut verteidigt sein. Aber Kommentare politischer Art gibt es sehr wenige.

Vor Kurzem haben die ausgegliederten Nachrichtenredakteure erneut gestreikt. Zu Beginn Ihrer Amtszeit war bereits das Ziel, die Redaktion zu internalisieren. Warum ist das noch nicht passiert?

Ich habe es immer als Anomalie gesehen, dass ein öffentlicher Sender die Redaktionen auslagert, und habe das bereits 2005 bei der Gründung von IB3 gesagt. Gerade ist die Balearen-Regierung weiterhin dabei, die Lage zu analysieren und zu einer Entscheidung zu kommen. Betroffen von dem Thema sind rund 200 Personen.

Die Mitarbeiter verlieren die Geduld. ­Warum dauert dieser Prozess so lange?

Die Regierung ist ja jetzt dabei, und in acht, neun Monaten will sie eine Entscheidung darüber bekannt machen, wie, wann und ob man die Internalisierung voran­treiben kann. Gleichzeitig haben einige ­Angestellte der Produktionsfirmen Klagen ­wegen illegaler Abtretung von Mitarbeitern eingereicht. Sie wollen auf diesem Weg erreichen, dass sie wie Angestellte des öffentlichen Rundfunks behandelt werden.

Verstehen Sie die Wut der ausgelagerten Mitarbeiter, die teilweise seit 15 Jahren in diesem Konstrukt gefangen sind?

Ja, ich verstehe, dass sie einen Streik ausrufen. Das ist ihr Recht. Aber wir sind nur noch einen Schritt von einer Klärung entfernt. Und die Gehälter sind jetzt schon sehr akzeptabel. Die Betroffenen haben ihren Arbeitsplatz für die nächsten fünf Jahre sicher. Und während der Krise gab es weder Kurzarbeit noch Entlassungen, nicht einmal Gehaltskürzungen.

Die Pandemie hat zu Beginn für bessere Einschaltquoten bei IB3 gesorgt, inzwischen sind sie wieder etwas gesunken. Warum ist es so schwierig, die Zuschauer bei der Stange zu halten?

Es ist klar, dass in Krisenzeiten die Menschen verstärkt Medien konsumieren, vor allem TV und Radio. Wir haben jetzt wieder einen Marktanteil von etwa 4,5 Prozent. Die Nachrichten kommen aber häufig auf 15 bis teilweise 18 Prozent. Zusätzlich haben wir versucht, junge Leute mit Serien anzusprechen, die in ihrer Lebenswirklichkeit angesiedelt sind. Und zum ersten Mal wurden Serien, die IB3 produziert hat, auch von anderen Fernsehsendern ausgestrahlt. Natürlich schauen wir auf die Quoten, aber wir haben noch weitere Aufgaben, etwa die Meinungsvielfalt zu garantieren oder den verschiedenen Inseln genügend Raum bei der Berichterstattung zu geben.

Es ist verblüffend, wie viele Exklusivmeldungen auf IB3 laufen, bevor sie andere Medien aufgreifen. Üblicherweise sind es ja die Zeitungen, die die besten Kontakte zu den Informanten haben. Wie machen Sie das?

Bei uns gibt es mehr als 150 Journalisten. IB3 hat die mit Abstand größte Redaktion auf den Balearen. Und Journalismus ist im öffentlichen Fernsehen ja nicht verboten. Ich bin stolz auf die Arbeit der Kollegen, die sich sehr der Aktualität verpflichtet fühlen. Inzwischen haben wir in der Zeit von 9 bis 22 Uhr die Möglichkeit, innerhalb von ­Sekunden live zu gehen, wenn etwas Wichtiges passiert. Denn inzwischen gibt es ­unter der Woche nur noch wenige aufgezeichnete Sendungen.

In einem früheren MZ-Interview stellten Sie Überlegungen an, zumindest im Sommer ein Programmfenster auf Deutsch einzuführen. Das ist bisher aber nicht geschehen.

Da ist uns natürlich auch die Pandemie dazwischengekommen. Die Idee ist nicht verworfen, aber es wäre nicht rechtschaffen, wenn ich jetzt sagen würde: Ja, das kommt demnächst. Erst einmal müssen wir ­schauen, wie wir ein solches Projekt auch praktikabel umsetzen können. Mit den technischen Möglichkeiten heute wäre es auch denkbar, einen extern produzierten Podcast oder Ähnliches zu kaufen und in ­einem bestimmten Zeitfenster zu senden.