Es ist zwar „nur" ein Regionalsender, aber wenn es um Aktualität, Schnelligkeit und Analyse des Nachrichtengeschehens geht, muss sich IB3 kaum hinter den großen öffentlich-rechtlichen Anstalten anderswo verstecken. Gerade wer am Morgen umfassend und zuverlässig über das regionale Geschehen informiert sein will, kommt um die regionalen Radio- und Fernsehnachrichten nicht herum. Auch die Magazine, Unterhaltungs-Serien und Dokumentarfilme des Senders - ein herausragendes Beispiel war etwa ein Film über die berüchtigte Drogenbaronin „La Paca" - zeugen von Recherche und Know-how. Die Zeiten, als IB3 als Lokalsender für Bauern und Fischer verspottet wurde, sind längst vorbei. Die MZ hat einen kleinen Leitfaden zu dem Regional­sender erstellt.

Die Geschichte

Das Projekt eines steuerfinanzierten öffentlichen Regionalsenders fiel in die Verantwortung des konservativen Ministerpräsidenten Jaume Matas, der ja bekanntlich beim Geldausgeben wenig Scheu hatte. Auf Sendung ging IB3 erstmals am 1. März 2005, pünktlich zum Balearen-Tag. Damals gab es noch kein Vollprogramm. Zwei Monate später kamen zunächst die Lokalnachrichten dazu, im September dann das Vollprogramm, das seitdem rund um die Uhr ausgestrahlt wird. Der Hauptsitz des Senders befindet sich im Gewerbegebiet Son Bugadelles bei Santa Ponça, das Radio sendet aus einem Studio nahe des Kongresszentrums in Palma. Laut Statuten hat IB3 einen

öffentlichen Versorgungsauftrag und soll vor allem die regionale Kultur und Sprache auf den Balearen fördern.

Die Sprachendebatte

IB3 hat nicht immer durchgehend auf Katalanisch gesendet. Da die wichtigsten Posten des Senders von den jeweils regierenden Parteien besetzt werden, änderte sich zwischenzeitlich auch die politische Ausrichtung bei IB3. Zuletzt wurde im Januar 2016 von den regierenden Sozialisten der renommierte Journalist Andreu Manresa als Intendant eingesetzt (Interview S. 9). Die Moderatoren und Nachrichtensprecher auf IB3 sprechen seither ausnahmslos Katalanisch, und zwar die Standardvariante, die in Katalonien gängig ist. Da auf jeder der Balearen-Inseln aber ein eigener Dialekt des Katalanischen gesprochen wird, sorgt die Sprachfrage immer wieder für Ärger. Zuletzt wurde 2016 der zuvor benutzte und für die Balearen typische article salat - also etwa „sa" statt „la" - wieder zugunsten des hochkatalanischen Artikels ausgetauscht. Joan Carles Martorell, der Direktor von IB3TV sieht in der Sprachendebatte vor allem politische Gründe, wie er gegenüber der MZ sagt. Es fehle in der Debatte an Sachlichkeit. Will heißen: Die Konservativen auf den Inseln kritisieren die sprachliche Anlehnung an das Hochkatalanische nicht zuletzt wegen der

Separatismusbestrebungen in Katalonien.

Die Brückenbauer

Einer der zentralen Aufträge von IB3 ist es, die Menschen der verschiedenen Inseln einander näherzubringen und so viel wie möglich auch von den kleineren Inseln zu berichten. Dem kommt der Sender nach. Zwar sitzt das Gros der Mitarbeiter auf Mallorca, doch sowohl auf Menorca als auch auf Ibiza - von hier aus wird Formentera mit abgedeckt - gibt es eigene Studios und mehrere Korrespondenten. In jeder Nachrichtensendung kommen üblicherweise Meldungen von zumindest allen drei größeren Inseln vor, auch bei anderen Formaten bemühe man sich, die Vielfalt der Balearen abzubilden, so Martorell. „In jüngerer Vergangenheit haben wir Serien mit menorquinischen Darstellern produziert oder auf Ibiza gedreht", erklärt Martorell. Infolge einer „strengen Kontrolle" von Seiten des Parlaments, was die ausgewogene Berichterstattung von den verschiedenen Inseln angeht, sei IB3 „deutlich weniger zentralistisch" als andere Regionalsender.

Die Mitarbeiter

Bei IB3 sind rund 1.000 Personen direkt, indirekt oder als Freie beschäftigt, die meisten davon beim Fernsehen. Allein für das Radio gibt dessen Direktor Joan Forteza gegenüber der MZ die Zahl der Mitarbeiter mit rund 60 bis 70 Festangestellten an. Sergi Marcos, der das nachmittägliche Talk-Magazin „Multiplex" moderiert, spricht darüber hinaus von rund 140 weiteren Redakteuren, die bei der Produktionsfirma Dalton angestellt sind und die Nachrichtensendungen erstellen. Diese Auslagerung sorgt für Spannungen: Zuletzt am 30. April legten mehrere Dutzend Mitarbeiter die Arbeit nieder. Sie wollen höhere Gehälter und endlich Teil von IB3 sein.

Sowohl Fernsehen als auch Radio verfügen darüber hinaus über colaboradores - Experten wie etwa Anwälte, Mediziner oder externe Journalisten, darunter etwa auch von der MZ und dem „Diario de Mallorca". Sie werden zu Themen befragt, mit denen sie sich beruflich beschäftigen.

Die Journalisten, die fest für IB3 arbeiten, müssen nicht auf den Inseln geboren sein, des Katalanischen aber fehlerfrei mächtig sein, vor allem wenn sie vor der Kamera stehen. Anfangs, erinnert sich Sergi Marcos, habe es aufgrund des großen Bedarfs an Mitarbeitern zahlreiche Redakteure vom nicht-katalanischsprachigen Festland gegeben, die dann die Inselsprache noch lernen mussten. Fernsehen und Radio sollen sich ergänzen, wie Martorell sagt. „Die Morgensendung ,Al día' wird beispielsweise von 9 bis 11 Uhr aus dem Studio auch im Fernsehen übertragen", sagt Forteza.

Die wichtigsten Programme

Im TV als auch beim Radio gilt das Hauptaugenmerk den Nachrichtensendungen. Die meisten Hörer im Radio schalten laut Forteza zwischen 8 und 9 Uhr ein, wenn „Informatiu Matí" läuft, eine zweistündige Nachrichtensendung. Die besten Einschaltquoten auf das gesamte Programm gesehen hat das anschließende „Al día" mit Mónica Bestard. Die Sendung läuft von 9 bis 13 Uhr. Vergleichsweise viel gehört werden auch die stündlichen Nachrichtenblöcke, die zwischen 7 und 22 Uhr zur vollen Stunde ausgestrahlt werden und etwa vier Minuten dauern.

Im Fernsehen sind ebenfalls die Nachrichten die Quotenkönige, sie laufen um 14 und um 20.30 Uhr und dauern über eine Stunde.Viel Information bieten die Magazinsendungen „Els dematins" und „Cinc dies", die sich mit aktuellen Themen beschäftigen - redaktionelle Angebote, die große personelle Ressourcen verschlängen, wie Martorell betont.

Einen vergleichsweise neuen Schwerpunkt legt IB3 auf Dokumentationen. So läuft derzeit eine aufwendig produzierte Reihe über den Alltag im Krankenhaus Son Espases. Auch historische Dokus sendet IB3, derzeit wird eine Serie zur Piraten- und Korsarenvergangenheit der Inseln gedreht. Serien wie „Pep" erfreuen sich großer Beliebtheit, ebenso die Klassiker „Uep, com anam" oder auch „Gent de la mar" - bei ihnen stehen Insulaner und ihre Geschichten im Vordergrund.

Die Einschaltquoten

Der Etat für 2021 beträgt rund 33,9 Millionen Euro (zum Vergleich: Das Jahresbudget etwa von Radio Bremen beträgt 107 Millionen Euro). Trotz der vielen Mitarbeiter und hohen Millionenbeträgen öffentlicher Gelder kommt IB3 nicht aus seiner Rolle als Nischensender heraus. Der Marktanteil für IB3TV bewegt sich in diesem Jahr bei rund 4,5 Prozent. Die Corona-Krise und das erhöhte lokale Informationsbedürfnis der Bevölkerung schlug sich vergangenes Jahr in den Quoten nieder. So kam der Sender im März und April 2020 auf über fünf Prozent, in den Vorjahresmonaten waren es nur 3,4 Prozent gewesen. Für das Radio gibt es keine aktuellen Zahlen, die letzten stammen von 2017, als IB3Ràdio auf rund 23.000 Hörer täglich kam. Zum Vergleich: Die meisten Hörer auf den Balearen hat Cadena Ser mit einer Zahl von rund 75.000 täglich.