Die unvermittelte Preisexplosion für Mietwagen auf Mallorca hat für Schockwellen gesorgt. Manche Urlauber reiben sich bei Aufschlägen von bis zu 300 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren die Augen vor Verwunderung, andere reagieren ungehalten und beschuldigen die Autovermieter der Abzocke (kompletter Artikel). Die Mallorca Zeitung hat nachgefragt, ob auch andere Bereiche des Insel-Urlaubs in diesem Jahr deutlich teurer werden.

Mietwagen

Mehr als 900 Euro pro Woche für einen versicherten Kleinwagen sind gerade normal, haben der MZ vergangene Woche Kunden und Anbieter bestätigt. Auch ein MZ-Check ergab, dass in den kommenden Wochen für deutlich unter 100 Euro am Tag kaum ein Auto zu bekommen ist. Lieferengpässe, verhaltene Bestellungen der Mietwagenfirmen und plötzlich hochschnellende Buchungszahlen kurz vor Beginn des Sommers werden in absehbarer Zeit auch nicht für eine Entspannung der Situation sorgen, fürchtet der Sprecher des Branchenverbandes der kleinen Mietwagen-Unternehmen, Ramon Reus, gegenüber der MZ. Er weilte am Mittwoch (19.5.) auf der Tourismusmesse Fitur, um, wie er sagt, Reiseveranstaltern und Hoteliers die Gründe für die exorbitanten Preise darzulegen, für die er sich teilweise selbst schämt.

„Wir haben ja Kleinwagen für 60, 70 Euro am Tag. Aber es gibt Anbieter, die stellen diese Autos für 170 Euro am Tag ins Internet. Damit wollen sie wohl verhindern, dass überhaupt jemand bucht", vermutet er. Die Anbieter hätten nämlich tatsächlich zum Teil keine Autos vorrätig. Reus hält eine solche Masche für rufschädigend. Am Ende werden wohl einige Urlauber angesichts solcher Preise auf einen Wagen - oder auch: Mallorca - verzichten.

Die Mallorca Zeitung haben in den vergangenen Tagen weitere E-Mails von Urlaubern erreicht, die von Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Mietwagenbuchungen sprechen. Ein Leser schreibt, dass er Ende April ein Cabrio zu einem „günstigen Preis" gebucht und bestätigt bekommen habe. „Nun kam die Mitteilung, das Cabrio sei vergriffen und man könne mir nur ein kleineres Fahrzeug anbieten. Das ist Betrug, aber was soll man am Schalter machen?", fragt der Leser, der nun befürchtet, dass das Cabrio anderweitig deutlich teurer vermietet wurde.

Flüge

Auch um überhaupt erst auf die Insel zu kommen, werden die Urlauber in diesem Jahr mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Die Buchungszahlen ziehen an, die Zahl der Verbindungen steigt deutlich, auch wenn laut Eurocontrol vergangene Woche weiterhin nur 37 Prozent des vor der Corona-Pandemie üblichen Flugverkehrs verzeichnet wurde. Echte Schnäppchen muss man in den kommenden Wochen mit der Lupe suchen. Es gibt sie zwar noch, aber dann vor allem bei den üblichen Verdächtigen Ryanair oder Easyjet, und dann auch nur von ausgewählten Flughäfen.

Das Vergleichsportal Check-24 hat am Montag (17.5.) festgestellt, dass die Flugpreise nach Mallorca innerhalb der zurückliegenden Woche um 20 Prozent gestiegen sind. Für den Luftfahrtexperten Cord Schellenberg aus Hamburg ist das kein Wunder - und kein Grund zur Aufregung. „Ich sehe eine Sommersaison mit Preisen, die im Sommer üblich sind", sagt er der MZ. Gerade weil andere, günstigere Urlaubsländer wie etwa die Türkei oder Bulgarien derzeit noch ausscheiden, nehme die Nachfrage nach Mallorca noch deutlicher zu. Wer dagegen etwa bei Eurowings für Juni und Juli Preise vergleicht, kommt für einen Flug von Deutschland nach Palma auf Beträge zwischen rund 50 und 100 Euro einfach - wenn man jetzt bucht. „Das ist angemessen", sagt Schellenberg. Kurzfristige Flüge werden dementsprechend teurer.

Und Kurzentschlossene im Sommer dürften erst recht hohe Preise zahlen. „In Ferienhochzeiten kann es auf bis zu 300 oder 400 Euro pro Strecke hochgehen", prognostiziert Schellenberg. Aufgrund der schnell steigenden Buchungszahlen sind die billigeren Plätze schnell ausgebucht, im Internet werden also rasch die teureren Tarife angezeigt. „Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Airlines einen Haufen Schulden haben. Sie müssen also in der nächsten Zeit nicht nur Gewinne machen, sondern auch die Schulden abbauen." Und das falle mit einer großen Reiselust in den nördlicheren Ländern zusammen. Sodass sich viele den Luxus wohl leisten dürften.

Hotels

Zumindest bei den Hotelpreisen müssen die Urlauber wohl keine unangenehmen Überraschungen befürchten. Allgemein geht man in der Branche davon aus, dass die Zimmerpreise in diesem Jahr niedriger oder höchstens gleichauf mit Vor-Corona-Zeiten liegen werden. Dabei kommt es auch ein wenig auf die Gegend an. Der Präsident der Hoteliersvereinigung Peguera, Antoni Mayol, berichtet von weit verbreiteten Rabatten für Buchungen im Mai. „Es kommen auch weiterhin nur sehr verhalten Reservierungen herein", sagt Mayol.

Derzeit liege die Auslastung in Peguera über den Sommer gesehen bei gerade mal etwa 25 Prozent. Dennoch rechnet er damit, dass sich die Preise zumindest ab Juni wieder auf dem Niveau von 2019 einpendeln. Auch die Stadthotels in Palma bewegen sich laut dem Präsidenten der dortigen Hoteliersvereinigung, Javier Vich, in ähnlichen Höhen wie vor der Corona-Krise. „Ich sehe momentan weder Preissteigerungen, noch Vergünstigungen, von ein paar punktuellen Rabatten einzelner Hotels mal abgesehen", sagt Vich.

Auch von Deutschland aus beobachtet man die Entwicklung genau. Tourismusberater Michael Röntzsch etwa spricht von „moderaten Preisen" für Mallorca in diesem Jahr. „Man sieht es in den Buchungssystemen. Die Preise für die Hotels sind auf keinen Fall gestiegen." Allerdings gebe es auch keine absoluten Schnäppchenangebote wie zum Teil im vergangenen Corona-Sommer, als so manches Hotel versuchte, die Zimmer um jeden Preis zu belegen. Wichtig sei, dass die Hoteliers überhaupt erst einmal in Schwung kämen und sich dazu durchringen, ihre Häuser zu öffnen, auch wenn die Belegung in den ersten Wochen zu wünschen übrig lasse.

Das scheinen die Unternehmer zu beherzigen. Ende vergangener Woche vermeldete die Hoteliersvereinigung FEHM, dass 188 Hotels - rund 23 Prozent - derzeit geöffnet sind. In den kommenden vier Wochen aber sollen, auch wegen der Pfingstferien, weitere 200 Häuser öffnen.

Gastronomie

In Cafés und Restaurants müssen sich die Urlauber in diesem Sommer nicht auf höhere Preise einstellen, wie Branchensprecher Alfonso Robledo versichert. „Wir können uns nun wirklich keine Preiserhöhungen erlauben, auch die Urlauber waren ja von Kurzarbeit und damit Gehaltseinbußen betroffen", sagt Robledo, der sich, wie er mehrfach betont, sehr über die Mietwagenpreise ärgert. Die Wirte täten alles, um die Preise stabil zu halten oder gar zu senken. Im Gegenzug reduzierten viele ihre Karte, hat Robledo festgestellt. „Wo ein Restaurant vorher 22 Weine angeboten hat, sind es in diesem Jahr vielleicht 6." Außerdem werde sich das Speisenangebot eher nach Marktlage richten. Somit könnten die Produkte günstiger eingekauft werden.

Touristensteuer

Bei Urlauber-Abgabe bleibt alles wie bislang. Die Touristensteuer muss auch in diesem Jahr komplett bezahlt werden, sprich pro Übernachtung je nach Hotelkategorie. Zahlen müssen Gäste ab 16 Jahren. Seit April und noch bis Oktober gilt der Sommertarif, der beispielsweise bei einem Vier-Sterne-Hotel mit 3,30 Euro pro Nacht zu Buche schlägt.