Er wolle das Kapitel beenden und in Frieden weiterleben, sagte der senegalesische Türsteher, der 2019 von rechtsradikalen Hooligans im Megapark zusammengeschlagen wurde, vor zwei Wochen nach dem Prozess in Palma de Mallorca. Doch so einfach ist das wohl nicht. Seine Peiniger sind wieder auf freiem Fuß. Und im Internet wird weiter gehetzt gegen ihn.

Zur Erinnerung: Im Sommer 2019 hatten zwei aus Leipzig und Umgebung stammende, damals 20- und 21-jährige Männer den Türsteher vom Megapark angegriffen und rassistisch beleidigt. Noch heute ist das Opfer halbseitig gelähmt und kann seiner Arbeit nicht nachgehen. Dank einer außergerichtlichen Einigung und der Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 150.000 Euro kamen die beiden Deutschen bei dem Prozess mit einer recht milden Strafe davon: zwei Jahre Haft, die für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. In dieser Zeit haben die Verurteilten Inselverbot und dürfen nicht auf die Balearen reisen.

In den sozialen Netzwerken zirkulieren nun Fotos, die T-Shirts mit dem Logo vom Fußball-Viertligisten Lok Leipzig sowie eine Fotomontage, die so verunglimpfend ist, dass die MZ sie nicht veröffentlicht. Auf den T-Shirts ist "Troublemakers Mallorca" zu lesen, "Inselverbot, wir kommen wieder" sowie "Lok auf Malle, nur Krawalle" - mit einer hellhäutigen Figur, die auf einen Schwarzen einschlägt. Darauf aufmerksam gemacht hatten Beobachter der Szene.

"Das ist erschreckend und pervers. Uns fehlen jegliche Worte. Das hat nichts mit unserem Club zu tun. Wir distanzieren uns davon", sagte Lok Leipzig-Geschäftsführer Martin Mieth gegenüber der MZ. Er selbst habe auch nur von dem Vorfall am Montagabend (31.5.) über Twitter erfahren. "Wir haben umgehend unsere Anwälte eingeschaltet und am Dienstag auch Anzeige bei der Polizei gestellt."

In erster Linie geht es dabei um das Markenrecht und die Nutzung des Logos. "Gegen den widerwärtigen, abartigen Hintergrund können wir leider nicht rechtlich vorgehen." Der Verein versucht nun, die Person, die die T-Shirts vertreibt, ausfindig zu machen, um ihr dann unter anderen Hausverbot zu erteilen und eine Schadensersatzforderung zu stellen. "So einfach ist das aber nicht, da wir dafür die Idendität und die Adresse dieser Person brauchen."

Auch einer der beiden Angreifer auf den Türsteher soll Fan von Lok Leipzig sein. "Zum damaligen Zeitpunkt war er bei uns unbekannt und auch nicht auffällig. Wir haben nach dem Angriff 2019 sofort das Hausverbot in die Wege geleitet." Doch das reicht nicht. "Das löst das Problem im Hintergrund nicht. Wir müssen dafür sorgen, dass solche Leute keine Lust mehr haben, zu Lok Leipzig zu gehen. Wir leben in unserem bunten Club mit über 250 Fußballspielern aus über 30 Nationen ganz bewusst nach den Werten, die sich klar gegen Homophobie, Gewalt, Nazis und Antisemitismus stellen."

Neben dem erst vor wenigen Jahren gegründeten heutigen Bundesligisten RB Leipzig gibt es in der Messestadt zwei Traditionsclubs, die sich einer großen Fangemeinschaft erfreuen. Der Anhang von Lok Leipzig ist eher der rechten Szene zuzuordnen, Ligakonkurrent Chemie Leipzig eher der linken Szene. "Durch unser klares Wertebekenntnis hat sich die Anzahl der Vorfälle seit 2013 drastisch reduziert", sagt Mieth.