Die Urlauber sind jedenfalls nicht schuld: Obwohl sich ihre Zahl im vergangenen Jahr in Grenzen hielt, steht es derzeit mit den Wasserreserven auf den Balearen nicht zum Besten. Der Pegelstand liegt bei 55 Prozent. Das sind 18 Prozentpunkte weniger als 2020. „Wir haben keine dramatische Situation, aber die Zahlen mahnen zur Vorsicht", sagt Juana Maria Garau, Leiterin des balearischen Wasserwirtschaftsamts Abaqua, vor dem Hintergrund des Welttags zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre am Donnerstag (17.6.).

Es habe im Winterhalbjahr sehr wenig geregnet, und nun gelte in zwei Gebieten auf den Balearen die Vorwarnstufe: in der Inselmitte (Pla de Mallorca) sowie auf der Nachbarinsel Ibiza. Wenn es weiter trocken bleibe - was für die Monate ab Juni eher normal als ungewöhnlich ist - könnten bereits im Juli auch der Süden (Migjorn) sowie die nördliche Tramuntana in die Vorwarnstufe eintreten. Wobei sich die jetzigen Zahlen auf Pegelstandsmessungen im Mai beziehen. Eine entscheidende Rolle werde spielen, wie heiß es in den kommenden Wochen werde, so Garau.

Das System der Warnstufen war nach der letzten großen Trockenheit im Sommer 2016 eingeführt worden, zusammen mit weiteren Maßnahmen, um die Trinkwasserreservoirs der Inseln zu schützen. Dazu gehört etwa auch der Betrieb der vergleichsweise teuren Entsalzungsanlagen im Winter, selbst wenn eigentlich genügend natürliches Trinkwasser zur Verfügung steht. Im vergangenen Winter sei dies je nach Gemeinde sehr unterschiedlich der Fall gewesen, so Garau. Während die Stadtwerke von Palma, die ohnehin Zugriff auf die Stauseen Cúber und CúberGorg Blau in der Tramuntana haben, kein Wasser dazugekauft hätten, habe Calviá große Mengen bezogen. Die größte Entsalzungsanlage der Balearen in der Bucht von Palma habe über längere Zeit auch wegen Wartungsarbeiten stillgestanden.

Ein weiterer Ansatzpunkt sind die Rohrleitungen, in denen traditionell viel Wasser auf dem Weg zu den Haushalten verloren geht. In diesem Bereich ist in den vergangenen Jahren viel passiert. Die Kommunen bemühen sich, die Lecks zu stopfen. Zudem flossen auch Einnahmen der Touristensteuer in Wasserwirtschaftsprojekte, und der Inselrat stellte den Gemeinden Finanzierungsprogramme zur Verfügung. Dennoch hat sich an der Statistik wenig geändert: Demnach gehen nach wie vor auf den Balearen 26,7 Prozent verloren.

Diesen Widerspruch erklärt die Abaqua-Leiterin damit, dass die Statistik bislang nur bedingt aussagekräftig gewesen sei - die Situation sei in den vergangenen Jahren schlimmer gewesen als dargestellt, weil viele Kommunen keine verlässlichen Zahlen meldeten. „Die Menge der Leitungsverluste wurde unterschätzt", so Garau. Jetzt gäben die Werte ein realistischeres Bild wider - auch deswegen, weil die Statistik nun auch aufführe, wie es jede Gemeinde mit der Transparenz hält.

Zur richtigen Interpretation der Statistik muss man aber auch wissen, dass ein Teil des als Leitungsverluste deklarierten Wassers nicht versickert, sondern nicht offiziell erfasst wird. Das ist in erster Linie bei öffentlichen Einrichtungen wie auch Schwimmbädern der Fall. Da hätten einige Gemeinden gerade im Süden Mallorcas in den vergangenen Jahren ihre Zähler nachgebessert, so Garau.

Mit einem Prozentsatz von 22 Prozent liegt Palma zwar unter dem Balearen-Schnitt hinsichtlich des Wasserverlusts, allerdings fällt dieser in absoluten Zahlen - 8,1 Millionen Tonnen pro Jahr - mit Abstand am größten aus. Würden diese Lecks gestoppt, könnte man auf den Betrieb der Entsalzungsanlagen verzichten oder die Stauseen Gorg Blau und Cúber zweimal im Jahr auffüllen, so die Rechnung. Auch die Gemeinden Calvià, Marratxí und Manacor rangieren bei Werten von mehr als einer Million Tonnen jährlich. Ihre Hausaufgaben weitgehend erledigt haben dagegen die Kommunen Sant Llorenç (13,7 Prozent), Capdepera (15,6) oder Sóller (15,1).

Diese Gemeinden erfüllen somit die Vorgaben des balearischen Wasserwirtschaftsplans, der Verluste von maximal 21 Prozent im laufenden Jahr vorsieht. Die nächste Marke liegt im Jahr 2027 bei einem Wert von maximal 17 Prozent - für den Großteil von Mallorcas Gemeinden eine Herkulesaufgabe.