Den Hoteliers an der Playa de Palma auf Mallorca reißt der Geduldsfaden: In einem harsch formulierten Kommuniqué forderte der Lobbyverband sofortige "Lösungen", um die wiederholten Trinkgelage der vergangenen Wochen zu stoppen. Die Balearen-Regierung müsse nun Verantwortung übernehmen und das "unzivilisierte Verhalten" unterbinden - auch mit "kreativen und bisher nie dagewesenen Maßnahmen". Man stehe zur Verfügung, um die angeschlossenen Hotels sowie die Urlauber über die Maßnahmen zu informieren.

"Die Bilder der Exzesse, die wir in den vergangenen Tagen in den Medien gesehen haben, sind nicht hinnehmbar, und schon gar nicht in der derzeitigen Pandemie-Situation", lässt sich die Vorsitzende der Hoteliersvereinigung, Isabel Vidal, in der Mitteilung zitieren. Vidal nimmt damit vermutlich ebenso Bezug auf die spanischen Schüler auf Abifahrt in Arenal wie auf deutsche Party-Touristen, die an der Playa de Palma ohne Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln feiern. "Diese Personen stehen nicht für unseren Tourismus und unsere Besucher und fügen dem Image der Gegend großen Schaden zu", heißt es in der Mitteilung weiter - eine bemerkenswerte Distanzierung von zumindest einem Teil der eigenen Gäste.

Der bisherige Einsatz der Polizeikräfte reicht den Hoteliers nicht. Mit Ausnahme der Johannisnacht ("Hier haben sie hervorragende Arbeit geleistet, die Resultate sprechen für sich") fehlten Polizisten, um die Ordnung wiederherzustellen. "Wir brauchen jetzt Lösungen", fordert Isabel Vidal. Die Verstärkungen der Nationalpolizei träfen erst in ein paar Wochen ein, doch die Situation sei jetzt schon "außer Kontrolle". "Wir fordern eine Verstärkung der Einsatzkräfte und vor allem mehr Engagement von Seiten der staatlichen Sicherheitskräfte." Ein direkter Hinweis an die Nationalpolizei sowie die Guardia Civil.

Die Urlauber dürften sich ja schließlich an ihrem Heimatort auch nicht dermaßen daneben benehmen, heißt es in der Mitteilung. Die Playa de Palma habe etliche Freizeitaktivitäten zu bieten, die weder die öffentliche Ordnung, noch die Nachtruhe der Anwohner störten oder gar in der derzeitigen gesundheitlichen Lage bedenklich seien.

Auf der Insel wächst die Sorge, dass die Partyzonen zu einem Infektionsherd werden könnten, der die gesamte Saison 2021 zunichte machen dürfte. Auch der Reiseveranstalter Alltours hatte bereits harte Hand gegen den Party-Tourismus gefordert. Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela am Freitag durchblicken lassen, dass man zur Not die einschlägigen Zonen, wie etwa die sogenannten Bierstraße und Schinkenstraße wieder schließen könnte. Bereits im Juli 2020 hatte die Regierung angesichts der Bilder feiernder Deutscher die Partyhotspots dichtgemacht.

"Wir werden wegen den Partyzonen, in denen es zu Exzessen kommen kann, nicht die gesamte Tourismussaison aufs Spiel setzen", sagte Negueruela in einem Interview mit dem Radiosender Cadena Ser. "Wir haben uns mit dortigen Unternehmern zusammengesetzt und erwarten nun, dass sich ein jeder Einzelne von ihnen ebenso wie die Bürger und die Besucher verantwortungsvoll verhalten." Es ginge darum, eine Saison zu retten, die für Tausende von Beschäftigten, die vom Tourismus leben, essentiell ist. /jk