Normalerweise würden sich seit 11.11 Uhr rund um das "Deutsche Eck" in der Bierstraße die Massen schunkelnd in den Armen liegen, reichlich Kölsch und Mettbrötchen konsumieren und zu den Hits der Bläck Fööss, von Brings und Co. abfeiern. Doch in Zeiten von Corona fällt wie in den deutschen Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Mainz und Beuel auch auf Mallorca der Auftakt am 11.11. anders aus. Statt ausgelassen feiernd in die neue Session zu starten, haben sich an der Playa vor allem deutsche Residenten zum Gans- und Enten-Essen getroffen.

"Wir haben in diesem Jahr ganz bewusst auf einen DJ, Karnevalsdeko und besondere Alkohol-Angebote verzichtet, um ein Ausarten der Situation von vornherein zu verhindern", sagt Michael Bohrman, Chef des "Deutschen Eck" im Gespräch mit der Mallorca Zeitung. Um aber dennoch ein attraktives Angebot an diesem Tag auf die Beine stellen zu können, bieten er und seine Frau Feli erstmals ein Martinsgans-Essen an - und das mit Erfolg: "Wir wären im Vorfeld schon froh gewesen, wenn wir 20 Gänse verkauft hätten", so Bohrmann. Dass es am Ende aber sogar 60 Reservierungen verteilt über den ganzen Tag geworden sind, damit hatte der Bierstraßen-Gastronom nicht gerechnet.

Statt der Touristen, die am 11.11. normalerweise in Scharen in sein Lokal kommen, sind es nun vor allem deutsche Residenten, die an den Tischen im vorgeschriebenen Abstand sitzen. "Das Ganze ist also eher ein Residententreff, statt eine Karnevalsparty", scherzt Bohrmann. Einige der Gäste in dem gut gefüllten Lokal haben sich aber dennoch kostümiert, um zumindest ein wenig in Karnevalsstimmung zu kommen. Dass keiner über die Stränge schlägt und sich auch alle an die Hygieneregeln halten, dafür sorgen an diesem Tag gleich zwei Security-Mitarbeiter. "Die Jungs achten penibel auf die Sicherheit unserer Gäste und unseres Personals."

Leerer ist es am frühen Mittag noch eine Straße weiter im "Müncher Kindl", obwohl dort sogar Haus-DJ Jürgen Brosda mit Karnevalsmusik sein Bestes tut. Chefin Gerlinde Weiniger und ihr Tesam haben das einzige von vier noch geöffneten Lokalen der Kette auf Mallorca zumindest ein wenig mit Luftballons dekoriert. Auf ausgelassene Partystimmung setzt man aber auch hier nicht. Stattdessen wird Ente mit Rotkraut und Knödeln serviert. "Rund 40 Reservierungen haben wir über den Tag verteilt", so Weiniger, die wie auch Michael Bohrmann an diesem Tag unkostümiert geblieben ist. "Wir wollen hier keine Party machen, sondern mit unserem speziellen Angebot an diesen schönen Tag erinnern", sagt die Gastronomin. Entsprechend freue sie sich auch noch über spontane Gäste, die bis zum Abend zum Entenessen kommen würden. Ab dem Nachmittag und zum Abend hin rechnet Weininger mit mehr Gästen an diesem Tag.

"Natürlich vermissen wir auch insbesondere an einem solchen Tag die Touristen, aber wir machen das Beste daraus", sagt die Playa-Wirtin, die auch immer mehr Spanier zu ihren Gästen zählt. "Wir optimieren derzeit unsere Karte und versuchen neue Gerichte aus." Auch einen Lieferdienst plant Weiniger in den kommenden Wochen anzubieten.

"Wir freuen uns jetzt auf ein schönes Kölsch, bevor es dann später Ente gibt", sagt Birthe Andersen, die mit ihrer Freundin Gudrun Schröder ins "Münchner Kindl" gekommen ist. Für ein bisschen Karnevalsstimmung haben sich die beiden Residentinnen bunte Augenmasken über ihre Mund-Nasen-Masken gezogen. "So macht man das in diesem Jahr eben", scherzen die beiden, die wie alle hier auf nächstes Jahr hoffen. Dann kann sich vielleicht wieder schunkelnd in den Armen gelegen werden - bei Kölsch und Mettbrötchen statt Martinsgans und Entenkeule.