Wo vor ein paar Wochen noch Pizzen und andere Speisen über die Theke gingen, werden ­aktuell Wände und Dächer ­eingerissen, massenweise alte Strom­kabel entsorgt und Mobiliar neu aufgearbeitet. Das Restaurant „12 Apostel" an der Playa de Palma ist damit Geschichte. „Nachdem ich monatelang keine Miete mehr erhalten habe, musste ich die Reißleine ziehen", bestätigte nun Leo von Rotz. Dem Schweizer Unternehmer gehört seit zwei Jahren die Immobilie, in der in den ver­gangenen fünf Jahren das ita­lienisch-deutsche Restaurant ­untergebracht war. Nach seinen Angaben hatten die Betreiber seit Dezember 2019 keine Mietzahlungen mehr geleistet. Auch zuvor seien Zahlungen häufig verspätet eingegangen. Deshalb schaltete von Rotz ein Gericht ein. „Wir konnten uns dann mit den Betreibern vergleichen", so der Unternehmer, dem bis vor zwei Jahren auch das ehemalige Hotel Rodés (heute: Som Sauló Hotel) in Can Pastilla gehörte.

Die Frage, wie das „12 Apostel", das zuvor in einer Nebenstraße beheimatet war, in die ­finanzielle Schieflage geraten konnte, blieb von Seiten der Betreiber indes unbeantwortet. Eine Anfrage der MZ wurde bisher nicht beantwortet. Das Restaurant agierte von Anfang an unabhängig von den "12 Apostel"-Restaurants in Deutschland. "Wir stehen in keinerlei Verbindung zum '12 Apostel' auf Mallorca und wollen dies auch nicht", teilte Mark Raab, der Betreiber der Berliner Restaurants, auf MZ-Nachfrage mit. Für ihn sei es keine Überraschung, dass das Restaurant in Arenal schließen musste: "Wenn die Ausgaben immer höher sind als die Einnahmen, funktioniert es eben irgendwann nicht mehr", so Raab.

Vermieter und Immobilienbesitzer von Rotz hat zwar sämtliches Inventar übernommen, sei aber dennoch auf „keiner kleinen Summe" sitzen geblieben. „Wichtig war uns, dass die möglichst schnell hier ausziehen und wir noch vor dem Winter mit dem Umbau des Lokals anfangen konnten", sagte er der MZ .

Denn der Bauunternehmer hat Großes vor: Nur zwei Tage nach der Einigung vor Gericht seien die Bautrupps angerückt, um das in die Jahre gekommene Lokal von Grund auf zu sanieren. „Wir reißen hier praktisch alles raus, da hier rund 30 Jahre lang an vielen Ecken nichts mehr gemacht wurde." Dafür hat er unter anderem Handwerker aus Valencia engagiert, mit denen er schon bei anderen Bauprojekten zusammen gearbeitet hat. Auch Handwerker von der Insel sind seit Mitte September im Einsatz.

Die ersten Tage hätten sich die Handwerker darauf konzentriert, die marode Ausstattung des Restaurants zu beseitigen. „Wir haben zum Beispiel etliche alte Stromkabel von sämtlichen Vorbesitzern rausreißen müssen, die gar nicht in Gebrauch waren", so von Rotz. „Das war ein echter Albtraum für unseren Elektriker."

Denn vor dem „12 Apostel" hatten sich bereits mehrere andere Betreiber dort versucht. Unter anderem hatte die Cursach-Gruppe eine Creperie in dem großen Lokal betrieben. Längere Zeit ging es an gleicher Stelle zudem zünftig zu: Im Brauhaus Traunstein wurden unter anderem Schweinshaxen und Braten serviert. Bevor die Location mit Bühne zum Brauhaus wurde, sollte sogar - so wurde gemunkelt - einmal ein Café von Michael Wendler, der mittlerweile als Corona-Verschwörungstheoretiker abgeschrieben ist und zuvor mehrere Jahre am Ballermann aufgetreten war, dort entstehen. Im Juli 2015 wurde das Lokal schließlich zur Pizzeria „12 Apostel".

Mindestens 200.000 Euro will von Rotz nun in die Renovierung stecken. Bis zum Frühjahr soll ein komlett neues Restaurant entstehen. Ob er dieses dann selbst betreiben oder das Objekt an einen geeigneten Pächter übergeben wird, sei jedoch noch unklar.

Die Größe des Lokals sieht er dabei als Chance an: „Die Leute werden auch in Zukunft Abstand halten wollen. Darauf können wir uns hier auf 650 Quadratmetern perfekt einstellen." Den Zeitpunkt der Übernahme des Lokals sieht der Schweizer indes als perfekt an. „An der Playa wird es wieder steil bergauf gehen, spätestens wenn es einen Impfstoff gibt - und dann stehen wir gut vorbereitet in den Startlöchern", prognostiziert von Rotz.

Eröffnen will von Rotz voraussichtlich im März - vorausgesetzt, es gebe bis dahin einen Impfstoff. „Denn ohne macht das Ganze gar keinen Sinn", sagt der Schweizer. „Wir werden sicher nicht im Frühjahr aufsperren, um dann zwei Wochen später wieder dicht zu machen, wenn sich die Lage hier wieder verschlechtern sollte. Dass das der absolute Wahnsinn für Gastronomen ist, hat sich hier in der Nachbarschaft ja zuletzt gezeigt", so von Rotz, der damit auf die Situation im Sommer in der Bierstraße anspielt. „Aber ich glaube fest daran, dass wir schon bald einen wirksamen Impfstoff haben werden - und dann rennen uns die Leute hier die Bude ein."