Sie ist aus sportlicher Sicht sicherlich nicht die spektakulärste Regatta, die der Segelsport zu bieten hat. Aber kaum ein Hochseerennen kann hinsichtlich seiner Geschichte und des Spaßfaktors mit der Regatta „La Ruta de la Sal" mithalten. Am 9. April machen sich von Dénia und Barcelona jeweils 150 in acht Kategorien eingeteilte Boote mit insgesamt rund 2.000 Seglern auf den Weg nach Ibiza. Wer als Erster in Sant Antonio de Portmany ankommt, hat gewonnen.

Obwohl bei der Fahrt der Gute-Laune-Aspekt und der olympische Dabei-sein-ist-alles-Gedanke vorherrscht, handelt es sich bei der Hochseeregatta keinesfalls um eine gemütliche Spritztour. Immerhin gilt es bei der Nordvariante, von Barcelona aus, fast 150 Seemeilen zurückzulegen. Bei der etwas kürzeren Strecke, von Dénia aus, sind es auch noch 120 Seemeilen. Der Gesamtsieger des Vorjahres brauchte für die Nordroute 29 Stunden und 19 Minuten. Platz zwei lag um mehr als dreieinhalb Stunden zurück. Und manch einer machte erst im Hafen fest, als die Preisverleihung bereits beendet war.

„Die Ruta de la Sal hat durchaus ein ernst zu nehmendes und mitunter auch sehr hohes Niveau. Im Gegensatz zu den Profiwettkämpfen nehmen aber ganz normale und seglerisch wenig verwöhnte Menschen teil", erinnert sich Mikael Malm, der vor vier Jahren auf der Ostroute dabei war und auf Anhieb einen zweiten Platz ersegelte. Eigentlich wollte der 53-jährige Berufsskipper auch im vergangenen Jahr teilnehmen. Aber das habe dann letztlich genauso wenig geklappt wie in diesem Jahr. „Das Schöne an der Regatta", sagt der seit 17 Jahren auf Mallorca lebende Schwede, „ist das internationale und gesellige Ambiente." Es sei eine Mischung aus Wettkampf – denn schließlich wolle man ja gewinnen – und Fiesta. „Vor dem Start essen die Teilnehmer zusammen. Dann, viele Stunden später, trudelt einer nach dem anderen zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen in Ibiza ein." Für Spanier seien die Wetterbedingungen im Frühjahr vielleicht machmal mitunter etwas rau, aber wer in Schweden segeln gelernt habe, sei wettertechnisch nicht so leicht zu erschüttern. „Der spanische Frühling ist für uns schon fast Hochsommer."

Obwohl es sich um eine sehr lange Regattastrecke über das offene Meer handelt, sei die Wettfahrt sehr sicher und bestens organisiert. „Es gibt viele Kontrollpunkte und Begleitboote."

Die Regatta wird in diesem Jahr zum 22. Mal ausgetragen. Zu gewinnen gibt es außer einem Pokal und jeder Menge Ruhm und Ehre – nichts.

Das war im Jahre 1846 anders. Damals wurde auch eine Wettfahrt ausgefochten, wenngleich in entgegengesetzter Richtung und unter völlig anderen Bedingungen. Barcelona wurde viele Wochen lang von Aufständischen belagert und konnte nur über den Seeweg versorgt werden. Dies klappte auch recht gut. Nur das Salz zum Konservieren von Fisch und Fleisch wurde knapp. Ein Geschäftsmann hatte schließlich die Idee, eine Wettfahrt von den Salinen in Formentera nach Barcelona auszuschreiben. Einzige Bedingung: Jeder Kapitän musste sich mit einer Schiffsladung voll Salz auf den Weg machen. Der Sieger wurde mit einem Sack Gold-Dukaten belohnt. Diese kuriose Geschichte führte rund 140 Jahre später zu einer Gedenkregatta, bei der an Salz eigentlich nur im Zusammenhang Tequila gedacht wird.

Anmeldeschluss für die Regatta ist am Montag, 9. März. Infos unter www.larutadelasal.com