Wenn ganz Mallorca über die Sommerhitze klagt, cremen sich die Skipper und Charterurlauber einfach nur ein. Wer sich auf dem Meer tummelt, hat an heißen Tagen weit weniger Probleme als die Landratten, denn ganz so hoch wie über Land sind die Temperaturen über See nie, lassen sich also spürbar besser ertragen.

Und nicht nur wegen der viel zitierten „frischen Brise“. Deren Effekt ist zwar nicht zu unterschätzen und wird nur noch vom Fahrtwind übertroffen, der bei Seglern gemäßigt, bei Motor­yachten je nach Stellung des Gashebels bis „Orkanstärke“ ansteigen kann. Auch beim relaxten Ankern in einsamen Buchten (diese gibt es auf Mallorca immer noch!) bewahren Bootsbesatzungen meist einen kühlen Kopf.

Allein schon die Tatsache, dass das Meer deutlich kühler ist als die Luft, wirkt sich günstig auf das Wohlbefinden aus. 35, 38 oder gar über 40 Grad warmes Wasser gibt es im Mittelmeerraum im Sommer nur aus der Dusche. Wenn überhaupt. Davon profitiert ein jeder an Bord. Einerseits bildet sich über der Wasseroberfläche eine kühle Luftschicht, andererseits heizt sich das Unterwasserschiff nicht über die Wassertemperatur hinaus auf und sorgt damit für eine gleichmäßige Temperatur im Schiff. Eine natürliche Klimaanlage, die nur noch von den künstlichen übertroffen wird. Diese sind auf Segel-Booten unter 15 Metern jedoch kaum vorhanden. Und wenn, werden sie üblicherweise nur im Hafen benutzt, da sie starke Generatoren oder einen externen Stromanschluss benötigen.

Bei großen Seglern und bei Motoryachten gehören Klimageräte hingegen meist zur Grundausrüstung. Diese Boote haben leistungsstarke Generatoren und genügend PS an Bord. In ihnen sind Klimaanlagen sinnvoll. Die Boote sind so gebaut, dass die natürliche Kühle des Meeres sich bestenfalls im Unterwasserschiff bemerkbar macht. Dieses ist jedoch meist der Technik vorbehalten und nicht für den Aufenthalt bestimmt.

„Eigentlich braucht man keine Klimaanlagen auf See. Die kühlen ohnehin nur unter Deck“, sagt der erfahrene Skipper Jochen Eichler aus Palma, „und dort will man ja tagsüber gar nicht sein.“ Im Hafen, mit seinem aufgeheizten Beton­umfeld sehe dies anders aus. „Da merkt man schon einen Unterschied.“

Das sieht Tom Eugster von AB-Yachtcharter in Llucmajor ähnlich. Weniger als die Temperaturen sei für das Leben an Deck die Strahlungsintensität ein Problem. Das Wasser kühle zwar, reflektiere aber auch. Und durch den Fahrtwind werde leicht die Kraft der Sonne unterschätzt. „Für mich“, so Eugster, „ist ein Hut und eine Sonnenbrille auf Deck obligatorisch.“ Der Steuerstand sollte mit einem Bimini (Sonnenverdeck) versehen sein und beim Ankern ein großes Sonnensegel befestigt werden, das allen an Bord genügend Schatten bietet.

Um stickige Luft unter Deck zu vermeiden, da sind sich alle Skipper einig, gibt es eigentlich nur ein Patentrezept, das gar keines ist: Luken auf und lüften. Besonders effektiv kann dies mit einem Lüftungssegel, auch Windsack genannt, geschehen. Das aus einem sehr feinen Tuch bestehende Segel wird beim Ankern auf der Luke so angebracht, dass sich der Wind darin verfängt und in die Kabine umgeleitet wird. Damit hat man auch unter Deck immer ein erfrischendes Lüftchen.