Hilfe, ein Engländer kauft Real Mallorca! Bereits wenige Stunden nachdem die Zeitung „Diario de Mallorca" am Dienstag an den Kiosken ausgelegt worden war, fanden sich auf der Internetseite des Blatts rund 50 Kommentare zum Verkauf des Inselclubs an einen englischen Unternehmer. Da wurde von Verrat gesprochen, von einem drohenden Identitätsverlust und davon, dass Real Mallorcas amtierender Präsident Vicenç Grande doch lieber in die Karibik fliehen sollte, statt dem Club noch mehr Schaden zuzufügen. Grande selbst braucht sich über den Sturm der Entrüstung nicht zu beschweren. Denn er erntet nur das, was er über Jahre hinweg selbst gesät hat. Immer wieder hat er betont, dass ein Ausländer für den Verein mehr zahlen müsse als ein Mallorquiner und dass er alles tun werde, damit der Club nicht ins Ausland verkauft werde.

Er hat damit Ressentiments geschürt, deren Konsequenzen sein Nachfolger Paul Davidson jetzt ausbaden darf. Zudem hat Grande der Anhängerschaft des Fußballclubs eine Scheinwelt aufgebaut. Denn der Profifußball war eine der ersten Sparten, die von der Globalisierungswelle erfasst wurden. Dass es Ausländer wie der Kameruner Samuel Eto'o oder der Argentinier Ibagaza waren, die Real Mallorca einst in die Champions League schossen und die „Copa del Rey" nach Palma holten, hat nie jemanden gestört - auch Grande nicht.

Unabhängig davon, ob Davidson der geeignete Mann ist: Warum darf eigentlich der Clubeigner und Präsident nicht auch Ausländer sein? Der diesjährige Champions-League-Finalist FC Chelsea wäre noch ein unbedeutender kleiner Londoner Vorortsclub ohne die Millionen, die ein russischer Magnat jedes Jahr in den Verein pumpt. Der Club hat dadurch nicht an Attraktivität verloren. Im Gegenteil, der Erfolg schweißt bekanntlich zusammen und hat dazu beigetragen, eine neue Identität zu schaffen. Eine, die nicht mehr nur auf der Herkunft basiert, sondern im Schmelztiegel London integrationsfördernd wirkt. Dem Schmelztiegel Mallorca würde ein solcher Geist auch gut tun.