Mit einem Paukenschlag beendet der Schulanfang jeden September die idyllische Sommerpause auf Mallorca. Die vuelta al cole läutet nach fast drei Monaten Ferien aber nicht nur die Rückkehr in die Klassenzimmer ein, sondern zeigt vor allem erneut das erschreckende Defizit im öffentlichen Schul- und Bildungswesen der Balearen auf. Neben den fehlenden Geldmitteln für neue Schulen und zusätzliches Lehrpersonal ist es vor allem das durch die Bank mangelnde Organisationstalent an den colegios, das viele Eltern dieser Tage auf die Palme treibt. Beispiel öffentliche Schule von Llucmajor: Mehr als dreieinhalb Stunden mussten am vergangenen Samstag etwa 400 Mütter bei der von Mitgliedern des Elternverbandes organisierten Schulbuchausgabe in brütender Hitze auf dem Pausenhof ausharren.

Wer von ihnen das Material nicht vor den Sommerferien bereits reserviert hatte, ging nach dem stundenlangen Schlangestehen auf dem Pausenhof sogar leer aus. Motto: Wer zuletzt kommt, hat eben Pech gehabt. Dass der Kauf von Lehrmaterial für ein Kind in Spanien jährlich bis zu 20 Prozent eines durchschnittlichen Monatseinkommens verschlingt, ist eigentlich schon vollkommen inakzeptabel. Dass aber öffentliche Lehrinstitute auf den Balearen jetzt eine Initiative zur staatlichen Subventionierung von Schulbibliotheken mit der Begründung ausschlagen, das so ein System organisatorisch zu aufwendig sei, schlägt dem Fass den Boden aus. Diese Lethargie ist ein weiterer Beweis für den krassen Mangel an Bildungsbewusstsein in Spanien. Der Irrglaube, eine gute Schulausbildung koste stets viel Geld, ist leider auch auf Mallorca immer noch weit verbreitet.

Doch wo es an öffentlichen Zuwendungen mangelt, sind eben Eltern und Elternverbände an den Schulen gefragt. Denn wenn selbst sie noch nicht einmal in der Lage sind, den jährlichen Kauf und die Ausgabe der Schulbücher ihrer Kinder zu organisieren, dann darf man sich auch nicht darüber wundern, nach den Sommerferien auf einem Pausenhof stundenlang in der Schlange zu stehen.