Es gehört nicht zu den geringsten Überraschungen der weltweiten Finanzkrise, dass die spanischen Banken bislang derart ungeschoren davongekommen sind. In halb Euro­pa müssen bei Nacht und Nebel gigantische Rettungspakete für schwer angeschlagene Banken geschnürt werden - nicht so in Spanien. Im Gegenteil: Während um sie herum alles zusammenbricht, geht die größte Bank, Santander, auf internationale Einkaufstour, interessiert sich erst für die in Ungnade gefallene Investmentbank Lehman Brothers und schlägt dann beim Filialnetz der britischen Hypothekenbank Bradford & Bingley zu. Und auch die anderen spanischen Banken stehen trotz darbender Bauwirtschaft und hoher Verschuldung der Haushalte ziemlich gut da. Das muss nicht unbedingt so bleiben - schließlich sind auch diese Institute von den internationalen Finanzströmen abhängig, schließlich kann es durchaus sein, dass die Auswirkungen der Krise am Bau erst noch bevorstehen -, aber es steht fest, dass die ­spanischen Banker einiges besser gemacht haben als beispielsweise ihre deutschen Kollegen. Sie haben nicht so stark auf Investmentbanking gesetzt, sie haben nicht so viele dubiose Finanzprodukte à la Subprime-Hypotheken in ihrem Portfolio angehäuft, sie haben sich mit mehr Eigenkapital abgesichert, sie haben sich besser um die Privatkunden gekümmert.

Nun muss das nicht unbedingt heißen, dass Spanier die besseren Banker sind - obwohl auch dafür Argumente zu finden sind. Es sind andere Rahmenbedingungen. Einerseits weniger Staat als in Deutschland. Vor sich hin pfuschende Landes- und Förderbanken gibt es hier nicht. Andererseits sind die Kontrollen schärfer: Die spanische Zentralbank hat die Banken viel stärker zur Vorsorge angehalten. Finanzsysteme an der langen Leine zu lassen, ist langfristig keine gute Idee. Das hat sich ja jetzt herumgesprochen. Sogar in den USA.