Es ist ein Mallorca-Erlebnis, auf das ich gerne verzichten würde. Eine deutsche Gaststätte an der Playa de Palma, gut besucht, weil gerade ein Fußballspiel übertragen wird. Ein Schwarzer, der das Lokal betritt, um CDs und DVDs zu verkaufen. Und ein Aufschrei, der ihm gleich von mehreren Tischen aus entgegenschallt. Laut. Schrill. Aggressiv. "Hau ab“, "Lass dich hier nie wieder blicken“, "Geh doch zurück nach Afrika“. Alles auf Deutsch, versteht sich. Ein Einzelfall? Ich fürchte, nein. Auch unter deutschsprachigen Insel-Residenten ist Rassismus gegenüber Schwarzafrikanern weiter verbreitet, als uns lieb sein kann. Vielleicht sollte am Flughafen eine Gesinnungskontrolle eingeführt werden, damit Deutschland, Österreich und die Schweiz ihre Rechtsradikalen und Ausländerhasser wenigstens nicht auch noch nach Mallorca exportieren. Das ist das eine: der offene, stumpfsinnige Rassismus einer Minderheit. Es gibt aber auch das andere: die Berührungsängste der Mehrheit. Und die hängen nicht so sehr mit der Hautfarbe, sondern mit der Herkunft dieser schlaksigen jungen Männer zusammen, die sich bis nach Mallorca durchgeschlagen haben. Sie sind uns fremd. Sie verunsichern uns. Mitunter meinen wir, in ihren Gesichtern eine Anklage zu lesen: "Ihr Wohlstandsbürger, ihr könnt euch doch gar nicht vorstellen, aus welchen Verhältnissen wir kommen!“ Unwillkürlich gehen wir ihnen mit einem schlechtem Gewissen lieber aus dem Weg, ihnen und der Tatsache, dass in manchen ihrer Herkunftsländer die durchschnittliche Lebenserwartung knapp über 40 Jahre liegt. Weihnachten - vielleicht lassen sich diese geruhsameren Tage auch dazu nutzen, darüber nachzudenken, wie wir mit Menschen anderer Kulturen umgehen, wie mit Arm und Reich. In diesem Sinne wünschen wir von der MZ Ihnen allen eine interessante Lektüre und natürlich ein Frohes Fest.