Bis vor Ausbruch der Großen Finanzkatastrophe galt es als ausgemacht, dass die balearische Wirtschaft dieses und nächstes Jahr zwar durch die Krise am Bau beeinträchtigt, gleichzeitig aber durch die weiter sprudelnden Tourismuseinnahmen gestützt wird.

Unterm Strich stünden die Inseln damit besser da als andere spanische Regionen. Diese Woche veröffentlichte Wachstumsprognosen des Sparkassenverbandes gehen tatsächlich für 2008 von einem Wachstum auf den Balearen von 1,6 Prozent aus. Zusammen mit den ebenfalls von der Urlaubergunst gesegneten Kanaren und dem bienenfleißigen Baskenland wäre das spanienweit das beste Ergebnis; die Region Madrid käme zum Vergleich nur auf ein Wachstum von einem Prozent. Nun sind das Berechnungen aus einer Welt, die trotz Viçenc Grande, Subprime und IKB noch in Ordnung war.

Jetzt spricht einiges dafür, dass auch der Tourismuswirtschaft schwere Zeiten bevorstehen. Es ist abzusehen, dass die potenziellen Urlauber in Mallorcas wichtigsten Quellenmärkten, Deutschland und Großbritannien, fortan ihr Geld besser zusammenhalten müssen. Wie stark dabei die Ausgaben für die Erholung am Mittelmeer zusammengestrichen werden, hängt davon ab, wie tief die Talfahrt noch führt, wie viele Banken trotz aller Garantien noch pleitegehen und wie schwer die darauffolgende, wohl unvermeidliche europaweite Rezession ausfallen wird. Dass der Konsum beeinträchtigt wird, steht schon jetzt fest: Die Auto­industrie fährt nicht umsonst gerade ihre Produktion zurück.

Pechschwarze Aussichten, also? Nicht unbedingt. Zumindest eine Branche könnte sich auf Mallorca als Krisengewinnerin entpuppen: die des Bau, Verkaufs und der Unterhaltung hochwertiger Immobilien. Wenn die Zertifikate nichts mehr wert sind, die Börsenkurse in den Keller sausen und selbst das Tagesgeld nicht mehr sicher ist, gewinnen Immobilien an Attraktivität. Da weiß man, was man hat. Nur einen Kredit sollte man dafür nicht benötigen.