Wer neu nach Mallorca kommt, stellt schnell fest: Im Gegensatz zu vielen deutschen Regionen kommt man auf der Insel mit Bus und Bahn nur schlecht voran. Die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs auf der Insel wurde jahrelang sträflich vernachlä­ssigt. Stattdessen wurde fast ausschließlich auf den Bau von Straßen gesetzt.

Sinnbild für diese Haltung ist der unübersichtliche Busbahnhof mit seinem schmalen Fahrplan für Überlandfahrten auf Mallorca. Der versteckt sich wie ein ungeliebtes Stiefkind am hinteren Ende des Parc de ses Estacions in Palma. Die von der aktuellen Balearen-Regierung forcierte Stärkung und Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ist generell zu begrüßen.

Die Argumente sind bekannt: umweltfreundlicher und sicherer als der Individualverkehr, hilfreich für Menschen ohne Führerschein und eigenes Fahrzeug sowie Körperbehinderte. Schließlich ist die Erweiterung der Bahnstrecke von Palma nach Manacor bis nach Artà auch kein isoliertes Einzelprojekt, sondern eine Maßnahme innerhalb eines Gesamtkonzepts, das auf einen grundlegenden Mentalitätswandel in Sachen Fortbewegung auf Mallorca setzt. Weitere Bahnstrecken, die bis an die Küste reichen, sowie die S-Bahn vom Zentrum an die Playa de Palma und den Flughafen sind in Vorbereitung, bestehende Zugverbindungen werden auf die schnelleren Elektrozüge umgerüstet.

Darüber hinaus sollen die Überlandbusse bald im neuen unterirdischen Terminal abfahren und mit staatlichen Subventionen die überhöhten Preise der Privatunternehmen gesenkt werden. Woran es hakt, ist an Information und Ausführung. Von der Enteignung seines Grundstücks würde man doch gern mit einem Brief an die Hausadresse erfahren statt im Gießkannenverfahren über die Zeitung. Und auch der Entschädigungsfonds erscheint angesichts der betroffenen Grundstücke zu knapp bemessen. Zu hoffen ist auch, dass die begonnene Arbeit bei einem eventuellen Regierungswechsel fortgesetzt wird und kein Flickwerk bleibt.