Es ist lobenswert, dass sich die EU-Staaten dahingehend verständigen wollen, in Zukunft nicht mehr ihre mit allen möglichen Umweltgiften belasteten Seelenverkäufer zum Abwracken nach China, Bangladesch oder sonstwohin zu schicken, und damit ihr Problem auf Menschen abzuwälzen, die für einen Hungerlohn ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, um europäische Tanker und Kriegsschiffe zu entsorgen.

Unverständlich ist dagegen, dass eine an und für sich naheliegende Angelegenheit bislang nicht einmal angedacht worden ist. Weder in Spanien noch in Deutschland ist gesetzlich geregelt, wie mit ausrangierten Privatbooten zu verfahren ist. Ob eine kleine Jolle oder eine 100-Meter-Megayacht spielt dabei keine Rolle. Das irgendwann einmal anstehende Entsorgungsproblem wird dem Besitzer aufgebürdet, ohne diesem eine realistische und umweltgerechte Infrastruktur zu bieten, die es ihm ermöglich, legal und unkompliziert seinen Kahn zu verschrotten. Es wird lediglich in Form von Paragraphen manifestiert, was man zum Schutze der Umwelt nicht tun darf.

Für Privatboote gibt es weder einen TÜV noch sonst eine Direktive, die eine regelmäßige Kontrolle und damit gewissermaßen einen Existenznachweis vorschreibt. Auch müssen die Boote nach ihrer Stilllegung nicht bei einer Behörde abgemeldet werden. Geschweige denn der Nachweis einer umweltgerechten Entsorgung erbracht werden. Glücklicherweise halten Schiffe deutlich länger als Autos, bei denen nahezu alle Eventualitäten bereits gesetzlich geregelt sind.

Aber der Countdown läuft. Die Inselhäfen platzen schon seit langem aus allen Nähten. Wenn es die Verantwortlichen nicht schaffen, vernünftige Entsorgungs- und Recyclingmöglichkeiten zu schaffen, darf sich auch niemand wundern, wenn weiterhin der "Treibmüll" urplötzlich in den Tiefen des Meeres versinkt. Und man kann ihre Besitzer sogar bedingt verstehen. Denn sie haben lediglich eine Teilschuld an der Misere.