Die Chancen dafür, dass Matthias Kühn, Mallorcas bekanntester Immo­bilienunternehmer, mit seinem Relaunch des Pueblo Español baden geht, stehen mindestens ebenso gut wie die, dass es seinem Team und ihm dort tatsächlich gelingt, das gewünschte „innerstädtische Puerto Portals" zu etablieren. Das Pueblo Español, und was die Menschen mit ihm assoziieren, ist durch vier Jahrzehn­te touristischer Krämerwirtschaft vorbelastet. Es liegt zwar in der Stadt, ist aber nicht besonders zentral. Durch seine schiere Größe und seinen labyrinthartigen Grundriss ist es sehr schwer zu „bespielen". Und es ist nicht klar, ob es in Palma wirklich genügend Menschen gibt, denen ein ­Gucci-Laden abgeht.

Dennoch und vielleicht gerade deswegen kann man dem schillernden und auch umstrittenen Unternehmer nur Res­pekt zollen: Hier entwickelt jemand eine Idee, hier wird versucht, trotz Krise die ausgetrampelten Pfade zu verlassen. Wahrscheinlich ließe sich das Pueblo Español auch mehr oder weniger kostendeckend weiter so betreiben wie bisher. Nur: Dem gewaltigen Potenzial dieser Anlage würde das nicht gerecht. Und: Irgendwann würde der Themenpark buchstäblich in seinem eigenen Mief versinken.

Kühn hingegen hat eine­ Vision: ganz Mallorca, aber natürlich insbesondere das Pueblo Español, wird eine Erlebniswelt schöner, wohlhabender Menschen, eine Art Ensaimada-Saint-Tropez. Man kann diese Vision gut finden oder auch nicht, aber sie ist in sich stimmig und wird auch von anderen geteilt, wie die Interviews mit Fomento-Präsident Álvaro Middelmann und dem Journalisten Tyler Brûlé in dieser Ausgabe belegen. Im Unterschied zu vielen anderen deutschen Unternehmern mit hochfliegenden Plänen für die Insel ist Kühn zudem klug genug, dieses Projekt mit den Einheimischen und nicht ohne sie anzugehen. Sicher, es kann scheitern, aber eine Vision ist auf jeden Fall besser als gar keine, gerade in diesen Zeiten.