Die Häufung von Ansteckungen mit dem Schweinegrippe-Virus stellt Mallorca vor ein Problem, dass mit Glück und Kompetenz gelöst werden, mit Pech und Schlendrian jedoch geradewegs in die wirtschaftliche Katastrophe führen kann. Zu Redaktionsschluss gab es 17 bestätigte Fälle von Urlaubern, die sich auf der Insel mit dem A/H1N1-Virus angesteckt haben – bezeichnenderweise fast alles junge Männer, die zum Feiern auf die Insel gekommen waren. Es ist sehr gut möglich, dass es noch zu wesentlich mehr Ansteckungen kommt.

Ist das nun alarmierend oder nicht? Das balearische Gesundheitsministerium unterstreicht ebenso wie deutsche Experten, dass sich die Schweinegrippe längst weltweit ausgebreitet hat und die Ansteckung somit auch weltweit erfolgen kann. Kontrollen – etwa an Flughäfen – sind in dieser Phase der Pandemie nicht mehr sinnvoll, und werden, etwa in Deutschland, demnächst aufgegeben. Zudem handelt es sich um eine Erkrankung, die – anders als bei ihrem erstmaligen Ausbruch vor drei Monaten in Mexiko befürchtet – im Normalfall harmlos verläuft, wie andere Grippe-Typen auch.

Bislang sind weltweit rund 100.000 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt, gestorben sind daran etwa 440, in Europa nur vier. So gerechnet, müssen wir uns über die paar Ansteckungen auf Mallorca keinen Kopf machen – es gibt Gefährlicheres. Es reicht, signalisieren die balearischen Behörden, wenn die normalen Grippeschutz-Vorkehrungen greifen. Hoffen wir mal, dass das so ist.

Zugleich gibt es nämlich auch Gründe zur Sorge: Als Urlaubsinsel und Partyparadies ist Mallorca unbestreitbar eine Art gigantischer Virus-Umschlagplatz. Denn auch ohne weiterhin denkbare gefährliche Mutationen könnte das eine Negativberichterstattung hervorrufen, die alles je dagewesene in puncto Quallen oder Ökosteuer in den Schatten stellt. Das wäre inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten das abrupte Ende der touristischen Hauptsaison. Weggucken hilft da nicht, alle erdenklichen Vorkehrungen treffen schon.