Man staunt, wie leichtfertig Mallorca mit seiner wichtigsten Einnahmequelle umgeht. Der Ministerpräsident der Balearen und sein Tourismusminister synchronisieren ihre Beziehungskrise in nahezu sekundengenauem Timing mit der größten Krise der Urlaubsmärkte seit der letzten Eiszeit, und die Tourismuswerbung funktioniert bis heute mit einem Budget­rahmen, der in Jahren festgelegt wurde, als Touristen vor Hotelrezeptionisten auf die Knie sanken und um ein Zimmer flehten.

Gleichzeitig kommt es in Zeiten wie diesen, da Familien beim Urlauben noch schärfer rechnen, zum logischen Comeback einer Formel, die hier unter dem Vorwand der Qualitätssicherung aufs Herzhafteste torpediert, behindert und geknüppelt wurde: All inclusive. Die gefährlichsten Konkurrenten der Insel, vor allem Billigpreisländer an der südlichen Mittelmeerküste, bieten genau dies, massiv. Willkommen, ihr Heerscharen mit den schwachen Pfunden und den Magerbudgets!

Hier auf der Insel ist man hingegen vermutlich zu sehr damit beschäftigt, nach jedem Regierungswechsel die diversen Strategie- und Werbe- und Förderungsinstitute umzuorganisieren, da kann man nicht auch noch Strategie und Werbung und Förderung machen, die langfristig (sprich: regierungsübergreifend) sinnvoll ist. Beispiel Tarjeta Verde, die sogenannte Grüne Karte, seinerzeit als Ersatz für die Ökosteuer geschaffen, mit großem Täterä als Visitenkarte der ökologischen Vorzeige-Inseln präsentiert und heute so bunt und lustig wie ein Luftballonfetzen im Rinnstein. Angesichts dieser Widernisse - und dazu kommt noch das hartnäckige Sauwetter - klingt das traditionelle Gejammer der Hoteliers zum Saisonauftakt in diesem Jahr weit realitätsnäher als sonst.

Dennoch gibt es Grund zum Optimismus. Auf eines konnte die Insel immer zählen: sich selbst. So viel Inkompetenz, um Mallorca nachhaltig zu versenken, ballt sich höchstens einmal alle zehn Milliarden Jahre zusammen.