Immer wenn es in den vergangenen Jahren in anderen Feriengebieten der Welt wegen terroristischer Anschläge wie beispielsweise in Djerba (Tunesien) oder auf Bali (Indonesien) zu Krisen kam, galt die Tourismuswirtschaft auf der Insel als heimlicher Profiteur. Auch deshalb, weil Mallorca im Ausland als sicheres Reiseziel verkauft wurde. Die Insellage, so hieß es, mache Attentate unwahrscheinlich, weil Sprengstoff und Waffen nur schwer auf die Insel zu schmuggeln seien und die Täter kaum Fluchtmöglichkeiten hätten.

Seit dem Attentat der ETA am vergangenen Donnerstag in Palmanova, bei dem zwei Beamte der Guardia Civil getötet wurden, lässt sich dieses Bild nicht mehr so leicht vermitteln. Die Insel musste schmerzlich feststellen, dass auch sie verwundbar ist. Das Paradoxe: Mallorca wurde von den Terroristen wahrscheinlich gerade wegen seiner vermeintlichen Sicherheit als Ziel ausgewählt. Seit führende Köpfe der Mörderbande im Frühjahr verhaftet worden waren, galt die Terrororganisation als geschwächt, sie brauchte einen prestigeträchtigen Erfolg. Mit einem Angriff auf das Quartier der Guardia Civil, nur einige Meter von Hotels, Postamt und Gesundheitszentrum und wenige Kilometer vom Königspalast Marivent in Palma entfernt, wollten die Terroristen zeigen, dass man sie auch weiterhin fürchten muss – selbst wenn Experten glauben, die Bande habe dazu ihre letzten Kräfte mobilisiert.

Für die Tourismuswirtschaft auf der Insel war es nach der vor allem von ausländischen Medien geschürten Schweingrippenhysterie ein weiterer schwerer Schlag in einer ohnehin prekären wirtschaftlichen Situation. Stornierungen sind bisher nur Einzelfälle. Dies zeugt von weiterhin großem Vertrauen der Urlauber in das Reiseziel. Vielleicht aber auch davon, dass sich das Bewusstein durchgesetzt hat, dass es die absolute Sicherheit an keinem Ort der Welt gibt, nicht einmal mehr auf Mallorca.