In der vertrackten Lage des Tierschutzes auf Mallorca ist der Versuch von Son Reus, die Gemeinden dazu zu zwingen, ihre herrenlosen Tiere zunächst einmal selbst zu betreuen, ein Schritt in die richtige Richtung. Nur so kann das stark überlastete Auffanglager bei Palma verhindern, dass es förmlich überschüttet wird mit Hunden und Katzen; nur so können auch die anderen Gemeinden in die Pflicht genommen werden. Anstatt sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man vor Ort den Tierschutz verbessern kann, haben viele Rathäuser das Problem bislang einfach weitergereicht. Aus den Augen, aus dem Sinn, und wen scherte es schon, dass in Son Reus vergangenes Jahr deswegen mindestens 1.200 Tiere eingeschläfert werden mussten.

Damit ist nun Schluss. Fortan müssen die Gemeinden wenigstens eine Woche lang versuchen, die Halter ausfindig zu machen. Erst wenn dies misslingt, können die Tiere nach Son Reus geschickt werden. Damit sich niemand wegen Finanzierungsschwierigkeiten herausreden kann, ist der Inselrat dazu bereit, zumindest einen Teil der Kosten für Zwinger und Mikrochips zu tragen. Auch Son Reus will die Betreuung vor Ort mit Rat und Tat unterstützen. Dabei geht das Kalkül des Leiters der Auffangstation, ­Pedro Morell, noch weiter: Sobald die Gemeinden erfahren, welchen Aufwand all dies bedeutet, müssten sie eigentlich stärker präventiv tätig werden, ihren Bürgern also vermitteln, dass Hunde und Katzen keine Spielzeuge oder Gebrauchsgegenstände sind, die, wenn man ihrer überdrüssig ist, einfach wieder auf die Straße gesetzt werden können.

Ein Schritt in die richtige Richtung, wie gesagt. Ob er zu einer tatsächlichen Besserung beiträgt, muss sich natürlich erst noch zeigen. Viel wird davon abhängen, wie die Rathäuser in der Praxis mit den Tieren umgehen – einfach einen Zwinger auf dem Hinterhof aufstellen, da haben die Skeptiker recht, reicht nicht. Um Missstände zu verhindern, ist nun die Wachsamkeit der Tierschützer gefragt.