Es ist nicht so, dass sich der in den vergangenen Tagen von Ministerpräsident Francesc Antich und seinen Koalitionspartnern getroffene Beschluss, das Mitte-Links-Bündnis fortzusetzen, nicht nachvollziehen ließe. Wer sich die Mühe macht und die Argumentationen der vielen Beteiligten einmal im Detail analysiert, steht schnell fest, dass eine jede für sich genommen schlüssig ist. Ganz besonders schwer wiegt das Argument, dass zunächst einmal in den nächsten Tagen in Parlament, Inselrat und Gemeinden der Haushalt für 2010 verabschiedet werden muss. Jetzt Neuwahlen einzuberufen, würde diese Prozedur voraussichtlich um Wochen zurückwerfen – und das inmitten einer schweren Wirtschaftskrise.

Doch es gibt auch noch andere Erwägungen, die eine Rolle spielen – da geht es dann um Machtansprüche und Absprachen, Gerichtsprozesse und persönliche Eitelkeiten. Als Francesc Antich entschied, es noch einmal mit dieser Koalition zu versuchen, dürfte er dieses komplexe Netz vor Augen gehabt haben. Der Ministerpräsident kennt sich bestens aus in diesem Tohuwabohu aus – es ist nicht das erste, sondern das x-te Mal, dass er die Sechs-Parteien-Koalition austariert. Er hat es sogar schon, nicht besonders erfolglos, in einer vorherigen Legislaturperiode geübt.

Das Problem an alledem ist: Antich und seine Koalitionäre haben das große Ganze aus den Augen verloren. Auf Mallorca wird dringend ein großer Wurf gegen die rapide fortschreitende Erosion des Tourismusgeschäftes und gegen die galoppierende Arbeitslosigkeit benötigt. Selbst wenn sie noch ein paar Monate und Gerichtsprozesse länger, gar bis zu den nächsten Wahlen 2011 halten sollte, spricht nichts dafür, dass diese Koalition, ja, dass dieser Ministerpräsident, noch dazu fähig sind. Francesc Antich ist ein aufrichtiger Mann, der es gut meint. Er sollte jetzt den Mut haben, einen Neuanfang einzuleiten – auch wenn das für ihn den Verlust der Macht bedeuten würde.