Es ist schon paradox, dass ausgerechnet jene Berufsgruppe, die an Mallorcas Schönheit wesentlichen Anteil hat, am wenigsten davon profitiert. Über die perversen Mechanismen des freien Marktes, die dazu führen, dass im Dorfladen Orangen aus Valencia verkauft werden, während ein paar hundert Meter weiter tonnenweise mallorquinische taronjes auf dem Boden verfaulen, ist schon viel geschrieben worden.

Auch die EU, die Agrarfabriken bevorteilt und einfache Bauern dazu zwingt, einen Master in Buchhaltung und Agrar-Juristik zu machen, bevor sie zur homologierten Mistgabel greifen dürfen, bekommt regelmäßig ihr Fett ab. Vielleicht ist der Ansatz der Kritik falsch. Vielleicht sollte man weniger an die verheuchelte Öko-Romantik der Konsumenten appellieren (mit dem Geld, das die sich durch den Einkauf billiger Industrie-Lebensmittel sparen, bezahlen sie die Eintrittskarte für „Avatar“ und vergießen dort Tränen darüber, wie schlimm es einem außerirdischen Naturvolk ergeht - kein Kommmentar).

Nein, vielleicht sollte man sich die Argumente des ungezügelten Merkantilismus zu eigen machen: Alles ist Geld wert, und jeder Geldwert lässt sich errechnen. Genauso wie auch schon die Arbeit im Haushalt finanziell erfasst worden ist und zum Beispiel bei Scheidungen konkret Eingang findet, müsste es möglich sein, den Kollateralnutzen des mallorquinischen Bauern als Landschaftspfleger und Produzent mediterraner Romantik für die Tourismusbranche zu ermitteln.

Warum sollen nur jene profitieren, die Agrarland zubetonieren und eine Touristenfalle draufstellen? Wenn es ringsherum nur noch hässlich ist, können sie den Laden zumachen. Also dann, Ihr Touristikstrategen: Rechnet mal aus, wieviele Besucher Mallorca entgehen würden, wenn die von der Werbung besungene „herrliche Landschaft, die seit jeher Dichter, Maler Musiker inspiriert“, zu konkurrenzfähigem Produktionsboden verwandeln würde. Und davon zahlt man den Bauern dann Autorenrechte. Verrückt? Bestimmt, aber die aktuelle Situation ist das ja auch.