Verbunden durch geografische Nähe und eine gemeinsame Geschichte, getrennt durch das Mittelmeer. Unterschiedlich, eigen, ­unabhängig voneinander, und doch so ähnlich: Die Balearischen Inseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera als eine Metapher für Europa und seine Mitgliedsstaaten zu präsentieren, ist ein anregender Gedanke. Die Betreiber der Kandidatur für die europäische Kulturhauptstadt 2016 wollen ihn zum Leitmotiv ihrer Bewerbung machen.

Das ist eine gute Idee, die jetzt in vielerlei Hinsicht – Identität, Sprache, Mobilität, Einwanderung, Tourismus – weitergesponnen werden könnte. Daraus ergäben sich dann Ideen für Konferenzen, Ausstellungen, Happenings, Festivals, Konzerte, Aktionen, Bauvorhaben … „Eine Kandidatur ist ein Prozess", sagt der deutsche Kulturmanager Hubert Georg Feil, der die balearische Bewerbung so entschlossen vorantreibt. Was dabei herauskommen könnte, ist derzeit im Ruhrgebiet und in Istanbul zu bewundern. Zweifellos stünde so eine Kulturhauptstadt-Rolle auch den Balearen gut an.

Nun müsste sich jedoch einiges grundlegend und umgehend ändern, damit aus diesem Projekt noch etwas wird. Schon vor Monaten wurde an dieser Stelle die Einbindung der balearischen Intellektuellen und Institutionen gefordert. Das ist bis heute nur ansatzweise geschehen. Weil die Insulaner aus nachvollziehbaren Gründen einem Parvenü, der noch nicht einmal ihre Sprache spricht, zunächst einmal skeptisch gegenüberstehen. Und weil sich die Initiative häufig ungeschickt präsentiert hat und viel an Transparenz zu wünschen übrig lässt. Feil und seine Weggefährten müssen anders auftreten.

Gleichzeitig sollten sich aber auch Politiker, Unternehmer und die Intelligenzia einen Ruck geben, von ihrem hohen Ross heruntersteigen und das Wohl der Inseln und ihrer Bewohner nicht weiter ihren persönlichen oder politischen Rangeleien opfern. Eine solche Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder. Viel Zeit, sie beherzt zu ergreifen, ist nicht mehr.