Was denken Sie, wenn Sie mit dem Auto auf Mallorcas Landstraßen an einer Handvoll moderner Windmühlen vorbeifahren würden? „Oh, wie hässlich, da steht etwas auf dem Hügel, das hier nicht hingehört!" Oder eher: „Oh, jetzt wird auch auf Mallorca in erneuerbare Energien investiert!"

Windmühlen auf Mallorca sind kein ästhetisches Risiko, sondern eine energiepolitische Notwendigkeit. Die Sorgen um den Landschaftsschutz sind schon allein deswegen nicht gerechtfertigt, weil die gesetzlich geschützte Tramuntana-Idylle im Norden Mallorcas bei der Genehmigung neuer Anlagen ohnehin außen vor bleibt. Und Urlauber stören sich sicherlich mehr am Anblick der Bauruinen des Es-Trenc-Strandes als an einer Handvoll moderner Windräder.

Reif für eine Genehmigung sind derzeit gerade einmal sechs – drei Mini-Windparks mit vergleichsweise niedrigen Windrädern. Sie haben mit den Großinstallationen auf dem spanischen Festland nichts zu tun, tragen aber erheblich dazu bei, die verheerende Energiebilanz Mallorcas zu verbessern. Ein modernes, effizientes Windrad hilft so nicht nur dabei, dass weniger Kohle im Heizkraftwerk Es Murterar verfeuert werden muss, es braucht auch sehr viel weniger Platz als ein Solarpark.

Wer Windenergie auf Mallorca ablehnt, muss erklären, wie der von der EU vorgeschriebene Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Energien erreicht werden kann. Die inzwischen errichteten Solarparks fallen mit weniger als drei Prozent beim balearischen Energie-Mix kaum ins Gewicht. Und noch im vergangenen Jahr hat der Energieversorger Gesa-Endesa kurzerhand das Heizkraftwerk Cas Tresorer bei Palma erweitert, statt konsequent auf Alternativen zu fossilen Energieträgern zu setzen.

Den Planern im balearischen Energieministerium ist Verhandlungsgeschick zu wünschen, damit sie die Gegner der Windräder in den Gemeinden vor Ort noch überzeugen. Gratulieren würden ihnen sicherlich auch viele ausländische Mallorca-Urlauber.