Was haben eigentlich wir Mallorca-Residenten zu der in Deutschland geführten Integrationsdebatte beizutragen? Zunächst einmal fällt auf, dass die etwa im „Integrationsprogramm" der Bundesregierung zusammengetragenen Statistiken und Einschätzungen zu Sprachkenntnissen und gesellschaftlicher Eingliederung uns so fremd nicht sind. 52,8 Prozent in einer Studie befragten türkischen Frauen bezeichnen ihre Deutschkenntnisse als mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht (bei den Männern sind es 36,9 Prozent). Auf Mallorca dürften die Spanisch- oder Katalanischkenntnisse unter Deutschen im Schnitt mindestens ähnlich dürftig sein. Auch Befunde wie die, dass viele „Menschen mit Migrationshintergrund" sich bislang nur wenig an den „Strukturen bürgerschaftlichen Engagements" des Gastlandes beteiligen und sich schon bei der Wahl ihrer Wohnquartiere abgrenzen, sind nicht eben kilometerweit von unserer Residentenrealität entfernt.

Was uns anbelangt, haben wir damit nicht wirklich ein Problem – und auch die Mallorquiner sehen das eher entspannt. Offensichtlich ist unsere Parallelgesellschaft anders als die Parallelgesellschaften in Deutschland, vielleicht weil wir keine „kleinen Kopftuchmädchen" (Sarrazin) sondern mehrheitlich wohlhabende „kleine guiris" (Ausländer) produzieren. Offensichtlich gibt es gute und schlechte Nicht-Integrationswillige. Sollte das so sein, hieße das aber auch, dass die in Deutschland beklagten Probleme weniger mit der Frage der Integration als mit Faktoren wie Armut, Verfestigung von Unterschichten, Bildungsdefiziten oder patriarchalischen und fanatisch-religiö­sen Wertesystemen zu tun haben. Wobei all dies nur auf eine Minderheit, womöglich zehn bis fünfzehn Prozent der Muslime in Deutschland zutrifft. Das ist noch etwas, dass uns als Deutsche mit Migrationshintergrund bei dieser häufig unsäglichen Debatte aufstößt: Die Verzerrungen, die immer dann entstehen, wenn die große Vielfalt an Lebensentwürfen populistisch in ethnische Schablonen gepresst werden soll.