Wenn es ein Barometer für die Situation des Handels auf Mallorca gibt, dann ist es der kollektive Shopping-Rausch in der Weihnachtssaison. Am Ende ziehen die diversen Einzelhandelsverbände Bilanz. In Inca etwa klagten die Ladenbesitzer in diesem Jahr bitter über die mangelnde Kaufwut ihrer Kunden. Sie könnten sich auch fragen, ob es der Stadt Inca als Shopping-City nützlich war, dass sich die Kaufleute aus Angst vor direkter Konkurrenz jahrelang mit Zähnen und Klauen gegen die Ansiedlung eines großen Freizeit- und Shopping-Komplexes gewehrt haben.

Was die Verhinderer vergaßen ist, dass moderne Konsumenten über Automobile verfügen, und wenn ihnen das Einkaufserlebnis in Inca zu wenig sexy erscheint, fahren sie halt nach Palma. Dort finden sie zumindest große Freizeit- und Shopping-Komplexe vor, die man lieben kann oder nicht, die aber mit Sicherheit die Massen mobilisieren. Große Freizeit- und Shopping-Komplexe waren allerdings auch die einzigen zuverlässigen Anlaufadressen für alle, die im Dezember in Palma den Samstagnachmittag nutzen wollten, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Die Inselhauptstadt wimmelte von potenziellen Konsumenten, doch ein beträchtlicher Prozentsatz der Betreiber kleiner Läden befand, dass man bei den Öffnungszeiten keine Ausnahme machen muss, auch nicht an einem Samstagnachmittag im Dezember, auch nicht inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit acht Jahrzehnten. So schlecht, dass man liebe Gewohnheiten aufgibt und sich auf die neuen Zeiten einstellt, geht es uns anscheinend doch nicht.

Die Einstellung mancher Ladenbesitzer spiegelt sich im Agieren mancher Management-Technokraten wider, die auf sinkende Verkaufszahlen mathematisch mit Einsparungen, Schließungen und Entlassungen reagieren, statt auch mal etwas Originelleres ins Auge zu fassen. Zum Beispiel neue Wege zum Konsumenten zu erkunden. Das Positive an einer Krise ist die Mobilisierung neuer Kräfte und neuer Ideen. Wenn das nicht funktioniert, bleibt in der Tat nur noch eins: Jammern.