Was tun, wenn am Horizont ein Hurrikan aufzieht, ja, die ersten kräftigen Windstöße schon zu spüren sind? Besonnenheit bewahren und Schutzwälle ziehen. Nachdem erst Griechenland vor sieben Monaten von der Schuldenlast befreit werden musste und nun auch Irland einen Antrag auf Finanzhilfe aus dem EU-Rettungsfonds gestellt hat, richtet sich jetzt die Aufmerksamkeit der Märkte – spanische Zeitungen sprechen von der „Zielscheibe" – auf die Iberische Halbinsel.

Die bloßen Andeutungen und vorsichtigen Mutmaßungen meinungsfreudiger Finanz­analysten von vor ein paar Wochen sind Klartext gewichen: Jetzt ist Spanien dran. Das Land muss sich 2011 auf den Kapitalmärkten über 116 Milliarden Euro leihen, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Wenn die dafür fälligen Zinssätze wie bereits in diesen Tagen weiter in die Höhe schießen sollten, müsste wohl auch in diesem Fall die EU Schützenhilfe leisten – wenn sie dann überhaupt noch dazu in der Lage ist. Das letzte Wort haben auf jeden Fall die Finanzmärkte, und dort wird in den kommenden Tagen vor allem über Spaniens Immobilienkrise, ihre Auswirkungen auf Banken und Sparkassen sowie den Zustand des Staatshaushalts diskutiert werden.

Und hier nun ist die Besonnenheit gefragt. Trotz des noch nicht verhallten großen Knalls der geplatzten Immobilienblase ist Spanien weder Griechenland noch Irland. Das Land ist längst nicht so hoch verschuldet, es verfügt über sehr große und augenscheinlich solide aufgestellte Kreditinstitute, die Konsolidierung der von der Immobilienkrise stärker betroffenen Sparkassen ist bereits im vollen Gange und auch die Regierung ist, zumindest seit dem Griechenland-Schock, fest entschlossen, den Staatshaushalt nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Zudem werden noch andere Schutzwälle gezogen und Einschnitte verkündet werden müssen – etwa bei den Renten. Sicher ist sicher. Spanien und der EU steht eine gewaltige Belastungsprobe bevor – doch sie ist durchaus zu meistern.