Stammtischgepolter beiseite – zu Arbeitskonflikten gehören ebenso wie zu Ehekrisen mindestens zwei Beteiligte. Wenn gar nichts mehr geht, ist selten nur eine der beiden Parteien schuld. Das gilt auch für den Streit zwischen den Fluglotsen und der spanischen Regierung. Einerseits sind da die Lotsen: eine klitzekleine Berufsgruppe von knapp 2.200 Frauen und Männern, die eine sehr anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe ausüben. Zumindest im Moment kann sie niemand ersetzen. Aus dieser Position der Stärke heraus haben sie im Laufe der Jahre traumhafte Arbeitskonditionen ausgehandelt.

Da die Zeiten schlechter geworden sind, sollen diese Privilegien nun beschnitten werden. Dagegen wehren sich die Fluglotsen seit Monaten mit Händen und Füßen, wie es im Übrigen andere Menschen in vergleichbaren Konstellationen auch tun, man denke nur an Bankmanager nach der Finanzkrise. Ihr Gegenspieler nun ist eine Regierung, die, das muss man ihr zugutehalten, das heiße Eisen endlich anpackt und dazu entschlossen ist, die Privilegien auf ein vertretbares Maß ­zurückzuschrauben.

Im Februar wurden die fürstlich entlohnten Überstunden gekappt. Im August dann sicherte die Regierung den Lotsen in einem Kompromiss die Deckelung der Jahresarbeitszeit zu. Damit wurde ein Streik mitten in der Hochsaison verhindert, aber ein neues Problem in die Welt gesetzt. Denn schon damals war abzusehen, dass man mit diesem Stundenpensum den Flugbetrieb nicht bis Ende des Jahres aufrechterhalten konnte. Ein weiterer Anlauf – die einseitige und handstreichartige Umdefinition der Arbeitsstunden kurz vor Beginn eines Brückenwochenendes – führte dann zum wiederum eigentlich vorhersehbaren wilden Streik der Lotsen und zum Zusammenbruch des Flugverkehrs.

Nur die Militarisierung eines zivilen Arbeitskonflikts konnte schließlich den Betrieb gewährleisten. Madrid hat sich damit letzten Endes unnötig in eine Eskalation hineinmanövriert, aus der kein Ausweg in Sicht ist. Geschicktes Taktieren und Handeln sieht anders aus.