Berge direkt über dem Meer, beeindruckende Klippen, wunderbare Ausblicke, eine reiche Kulturgeschichte, von Herbst bis Frühling ideales Wetter für Aktivitäten an der frischen Luft: Wandern im Tramuntana-Gebirge könnte so schön sein, wären da nicht die vielen versperrten Wege. Einige der schönsten Stellen sind für die Allgemeinheit nicht zugänglich. Historisch ist das nachvollziehbar, aktuell aber nur noch schwer hinzunehmen. Nach der katalanischen Eroberung wurde ganz Mallorca unter Adeligen und der Kirche aufgeteilt, deswegen steht die Tramuntana bis heute zu 97 Prozent in Privatbesitz. Die dort verlaufenden Wege wurden allerdings meist auch in der Vergangenheit nicht nur von den Besitzern, sondern auch von deren Arbeitern und der restlichen Bevölkerung benutzt. Oft erschweren widersprüchliche historische Dokumente eine Klärung der Frage, ob ein Weg nun privat oder öffentlich ist. Die Wege-Schließer argumentieren gern damit, dass die Routen jedenfalls nicht zum Freizeitvergnügen gedacht waren. Dazu kommt der tief wurzelnde Respekt der Insulaner vor Privateigentum.

Zum modernen, demokratischen Mallorca, das vom Tourismus lebt und die Tramuntana zum Weltkulturerbe machen will, passt das jedoch nicht mehr. Die Insel muss sich endlich der Frage stellen, ob die Serra weiterhin wenigen Reichen paradiesische Reservate bieten oder der großen Mehrheit der Bürger und nicht zuletzt auch den Besuchern freien Zugang zu dieser herrlichen Landschaft ermöglichen soll. Unmittelbar zuständig für das Wegerecht sind die jeweiligen Gemeinden. Sie sind langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen mit den Eigentümern oft nicht gewachsen. Der Inselrat unterstützt sie deswegen auf Anfrage mit der Ausarbeitung von Wege-Katalogen. Doch auch dann ist der Prozess, der mit historischer Recherche und hohem Verwaltungsaufwand verbunden ist, langwierig und mühsam. Es wäre Aufgabe der Balearen-Regierung, das Problem ein für alle mal mit einem verbindlichen Gesetz zu lösen. Doch das lässt auf sich warten.