Wer mit Vertretern der balearischen Schulbehörden spricht, gewinnt den Eindruck, dass die momentane Sprachenregelung nur für zentralspanische Infiltrierte und integrationsunwillige Einwanderer ein Problem und ansonsten ideal ist. In Wahrheit besteht ein unlösbares Dilemma. In Wahrheit wird es – ganz egal, wie die Sprachenfrage geregelt wird – immer eine nicht eben kleine Gruppe von Verlierern geben. Heute funktioniert das System nach der Prämisse, dass „mindestens so viel Katalanisch wie Spanisch" verwendet werden soll, in der Praxis also mehr Katalanisch. Damit will man die übermächtige Präsenz des Spanischen im außerschulischen Bereich kompensieren, zum Beispiel im Fernsehen, und zum Fortbestand einer Sprache beitragen, mit der sich die Bevölkerung stark identifiziert – bis tief in konservative PP-Kreise hinein.

Unter die Räder kommen dabei allerdings jene Schüler, in deren außerschulischem Umfeld das Spanische nicht übermächtig, in manchen Fällen kaum präsent ist (es sei denn, man setzt auf Fernsehkonsum als sprachpädagogische Strategie – bei der Qualität der gebotenen Programme ein kühner Ansatz). Zu diesen Schülern zählen nicht nur Kinder von deutschen, marokkanischen oder chinesischen Residenten, sondern auch die Sprösslinge jener immer zahlreicheren mallorquinischen Familien, in denen das Katalanische übermächtig ist. Das führt zu absurden Situationen, wenn etwa eine Schule, die das Spanische quasi in den Fremdsprachenwinkel abgeschoben hat, einer mallorquinischen Mutter mitteilt, das Spanisch ihrer Tochter sei mangelhaft.

Darüber, ob und wie stark man der Staats- und Weltsprache Spanisch Zügel anlegen muss, damit sie das Katalanische nicht überrollt, wird es nie einen Konsens geben. Wie die von PP-Chef Bauzá versprochene „freie Sprachwahl" funktionieren soll, kann man sich schwer vorstellen, den zornigen Widerstand der Katalanisten hingegen sehr leicht. Wie die Dinge stehen, muss man zufrieden sein, wenn das Spanische in der Schule wieder aus der Schäm-dich-Ecke gelassen wird.